Im Oktober 2016 soll in Den Haag ein „Tribunal“ stattfinden. Auf der Anklagebank: Monsanto, der wichtigste Hersteller von Gentechnik-Saatgut, aber auch Agrochemikalien wie Glyphosat. Mit diesen Produkten trage Monsanto zur Zerstörung der Umwelt und der Lebenschancen vieler Menschen bei, begründeten die Initiatoren ihren Plan heute in Paris. Ob die Geschäftspraktiken tatsächlich von Monsanto-Managern und -Anwälten verteidigt werden, hängt wohl von der PR-Strategie des ungeliebten Konzerns ab. Zwar sollen dem Tribunal echte Richter vorsitzen, ein offizielles Gerichtsverfahren wäre es jedoch nicht.
Bis zum Beginn des Tribunals im nächsten Herbst sollen nun gerichtsfeste, juristische Beweise dafür zusammen getragen werden, dass Monsanto mit seinen Produkten und seiner Lobbyarbeit Gesundheit, Ernährungssouveränität und Umweltschutz untergräbt. Die Rechtsexperten unter den Initiatoren hätten nun den Auftrag, Richter und Anwälte zu finden, erklärte die Dokumentarfilmerin Marie-Monique Robin auf der heutigen Pressekonferenz.
Historische Vorbilder für die Monsanto-Anklage sind beispielsweise die „Russell-Tribunale“. Das erste fand 1966 auf Betreiben des britischen Mathematikers und Philosophen Bertrand Russell statt. Untersucht wurden Kriegsverbrechen der US-Armee und ihrer Partner während des Vietnamkriegs. Es folgten mehrere Tribunale zu Menschenrechtsverstößen.
Zu den Initiatoren des Monsanto-Tribunals gehören bekannte Persönlichkeiten wie die indische Saatgut- und Menschenrechtsaktivistin Vandana Shiva, die ehemalige französische Umweltministerin und liberale Europapolitikerin Corinne Lepage, der ehemalige UN-Sonderbeauftragte für das Recht auf Ernährung Olivier De Schutter und der Agrarwissenschaftler und Präsident des Millenium-Instituts Hans Herren. Die Vorbereitung und Durchführung des Tribunals soll laut Robin eine Million Euro kosten. Finanziert werden soll das über Spenden von Privatpersonen.
„Es wird nicht leicht, unbefangene Mitglieder des Tribunals zu finden und Monsanto davon zu überzeugen, sich den Vorwürfen zu stellen“, kommentierte Benny Haerlin von Save Our Seeds aus Berlin, der ebenfalls mitorganisiert. „Doch es ist an der Zeit, nicht allein Einzelheiten, wie den Skandal um Monsantos Glyphosat und seine krebserregende Wirkung zu würdigen, sondern den gesamten Monsanto-Komplex öffentlich aufzuarbeiten.“ [dh]