Die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA), die unter anderem die Prüfung von gentechnisch veränderten Organismen und Pestiziden verantwortet, hat einen neuen Abteilungsleiter für Risikobewertung. Der arbeitete schon in Projekten der Industrieorganisation ILSI Europe, zu deren Mitgliedern Konzerne wie Nestlé, Monsanto und BASF gehören.
Der Niederländer Hans Verhagen, der die niederländische Regierung in wissenschaftlichen Fragen der Ernährung berät, soll fortan die Abteilung Risk Assessment and Scientific Assistance Department (RASA) leiten, wie die EFSA auf ihrer Website mitteilte. Er kennt sich vor allem mit der Risiko- und Nutzenabwägung von Lebensmitteln und Zusatzstoffen aus. Dieses Wissen brachte er auch in ein von der Organisation ILSI koordiniertes Projekt namens BRAFO (Benefit-Risk Analysis of Foods), das von der EU-Kommission mitfinanziert wurde.
Vor dem Start von BRAFO war Verhagen allerdings auch schon an mehreren Publikationen von ILSI beteiligt. Gentechnik-Kritiker werfen der EFSA häufig vor, dass sie zu industrie-nahe Wissenschaftler in ihre Beratungsgremien berufe. Die Behörde mit Sitz in Parma muss jeden gentechnisch veränderten Organismus, den Firmen auf den EU-Markt bringen wollen, prüfen. Oft geschieht das aber anhand von Daten aus den Laboren der Antragsteller.
Kritik an Drehtüreffekten bei der EFSA äußerten auch schon das EU-Parlament und der Europäische Rechnungshof. Besonders pikant war der Fall der Ungarin Diána Bánáti, die zeitgleich im Verwaltungsrat der EFSA und dem Vorstand von ILSI tätig war. Heute ist sie Geschäftsführerin von ILSI Europe. ILSI sieht sich selbst nicht als Lobby- sondern als Wissenschaftsverband. [dh]