Gentechnisch veränderte Lebensmittel kommen in Deutschland nicht gut an. Das bestätigt eine weitere Umfrage, diesmal im Auftrag einer Bundesbehörde. Doch auch Antibiotika-Resistenzen, Chemikalien im Essen, Pestizide und andere „Probleme durch Landwirtschaft“ beunruhigen Verbraucher. Die Mehrheit wünscht sich stärkere Schutzmaßnahmen durch den Staat.
Knapp über 1.000 Verbrauchern stellte TNS Emnid im Juni im Auftrag des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) die Frage: „Inwieweit sind Sie persönlich über die folgenden Themen zur Lebensmittelsicherheit beunruhigt oder nicht beunruhigt?“ Vor allem Antibiotikaresistenzen (für 72 Prozent beunruhigend), Chemikalien (69 Prozent), gentechnisch veränderte Lebensmittel (67 Prozent) und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln (65 Prozent) stießen auf Skepsis.
Gegenüber dem Vorjahr wurden sogar von 13,5 Prozent mehr Befragten negative Einstellungen gegenüber Gentechnik-Lebensmitteln geäußert. Dass es nach wie vor eine konstant ablehnende Haltung gibt, zeigte sich auch an den Antworten auf eine weitere Frage: so durften die Befragten spontan – also ohne vorgegebene Antwortmöglichkeiten – bis zu drei der ihrer Meinung nach größten gesundheitlichen Risiken für Verbraucher äußern. Am häufigsten genannt wurden Rauchen (20 Prozent), die Klima- und Umweltbelastung (16 Prozent) und Alkohol (15 Prozent), doch auch „Gentechnik/Genmanipulation“ schaffte es mit 5 Prozent der Nennungen auf die Liste, ebenso wie „Probleme durch Landwirtschaft“ (6 Prozent) und Stress (5 Prozent).
Gentechnik spielt im Lebensmittelbereich vor allem bei der Erzeugung von Viehfutter eine Rolle. Die meisten gentechnisch veränderten Pflanzen, vor allem transgenes Soja, Mais und Raps, landen im Futtertrog. Angebaut werden sie überwiegend in Nord- und Südamerika.
Interessant ist an der Umfrage auch, dass das häufig auf Gentechnik-Feldern, aber auch in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat eine eigene Kategorie bildete. Die Teilnehmer wurden gefragt, ob sie davon schon einmal gehört hätten – nur 16 Prozent bejahten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung, der Auftraggeber der Studie, kommentierte das so: „Am wenigsten bekannt ist der Pflanzenschutzmittelwirkstoff Glyphosat, obwohl die Debatte um dessen Genehmigung im Befragungszeitraum vor allen anderen Verbraucherthemen breiten Raum in der medialen Berichterstattung einnahm.“
Aber: das Thema, von dem mit Abstand die meisten Befragten, nämlich 84 Prozent, schon einmal gehört hatten, sind „Reste von Pflanzenschutzmitteln in Obst und Gemüse“. Zu diesen gehört das Herbizid Glyphosat natürlich auch. Und dass solche Spritzmittel im Bewusstsein der Verbraucher weit oben rangieren, dürfte auch damit zu tun haben, dass eben jenes Glyphosat von der Internationalen Krebsforschungsagentur im Frühjahr als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft wurde – und infolgedessen viel darüber berichtet wurde.
Das BfR hingegen, das bei der Bewertung des Spritzmittels eine Schlüsselrolle innerhalb der EU einnahm, hält es bis heute für nicht krebserregend. Externe Wissenschaftler warfen der Behörde mit Sitz in Berlin vor, kritische Studien zu Glyphosat aussortiert zu haben. Für den Geschmack des BfR überbewerten die meisten Verbraucher „das aus wissenschaftlicher Sicht kaum vorhandene Risiko einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln.“
Die wünschen sich auf jeden Fall wirksamen Verbraucherschutz durch öffentliche Institutionen. 54 Prozent stimmten dieser Aussage zu: „Der Staat sollte mehr konkrete Maßnahmen wie Verbote und Beschränkungen ergreifen, um mich als Verbraucher vor gesundheitlichen Risiken zu schützen.“ [dh]