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USA: Industrie rückt Gentech-Infos nur online heraus

Anders als in der EU müssen Lebensmittel in den Vereinigten Staaten nicht gekennzeichnet werden, wenn sie Zutaten aus gentechnisch veränderten Pflanzen enthalten. Oft ist das der Fall, beispielsweise bei Maismehl und -sirup, Zucker oder Sojaöl. Konzerne wie Coca-Cola, PepsiCo und Kellogg wollen nun freiwillig Infos auch zu Gentechnik-Inhaltsstoffen anbieten – allerdings nur für Verbraucher, die die Produkte mit ihrem Smartphone scannen oder im Netz danach suchen.

Noch dieses Jahr sollen erste Produkte auf diese Weise gescreent werden können, wie der Industrie-Verband Grocery Manufacturers Association (GMA) gestern mitteilte. „SmartLabel“ nennen die Interessenvertreter die freiwillige Maßnahme. Bis Ende 2017 könnten dann fast 30.000 Produkte eingeschlossen werden – allerdings rechnen die Firmen selbst nur bei 20.000 Produkten damit, dass sie Verbraucher informieren werden, ob Zutaten aus Gentechnik-Pflanzen enthalten sind, vielleicht enthalten sind oder nicht enthalten sind. Laut GMA beteiligen sich unter anderem auch Nestlé, General Mills, Colgate-Palmolive, Procter & Gamble und Unilever.

Die Branche hat bei der Benenson Strategy Group eine Umfrage in Auftrag gegeben. Dabei hätten 75 Prozent der befragten Verbraucher angegeben, dass sie die „SmartLabel“-Onlineinformationen wahrscheinlich nutzen würden. Etwas ganz anderes lässt allerdings eine Umfrage der Mellman Group vermuten, die von Verbraucher- und Umweltschützern beauftragt wurde. Demnach haben nur 17 Prozent der Konsumenten jemals einen Barcode auf einem Produkt gescannt, um sich weitere Informationen zu beschaffen. Einen sogenannten QR-Code haben nur 16 Prozent irgendwann einmal genutzt.

Die Environmental Working Group wirft der Industrie vor, mit der freiwilligen Smartphone-Kennzeichnung letztlich verschleiern zu wollen, dass in vielen US-Lebensmitteln gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten sind. Selbst falls Verbraucher die Verpackung scannten, würden die relevanten Gentech-Fakten unter anderen Infos versteckt. Zudem räume die GMA selbst ein, dass ihre Mitglieder keine einheitliche Position dazu, was ein gentechnisch veränderter Organismus überhaupt ist, zugrunde legen müssten.

Verbraucherschützer fordern seit Langem eine verpflichtende Gentechnik-Kennzeichnung für Lebensmittel. Weil Washington das ablehnt, haben einige Bundesstaaten entsprechende Gesetze erlassen – trotz des erbitterten Widerstands der Industrie, die millionenschwere Kampagnen durchführte, um das zu verhindern. Unternehmen wie Coca-Cola, PepsiCo und Nestlé haben viel Geld investiert, um Verbraucher von der vermeintlichen Schädlichkeit solcher Label zu überzeugen.

Unterstützung erhalten die Lebensmittelgiganten aus Washington: Exekutive und Legislative arbeiten daran, zu verhindern, dass die Pflichtkennzeichnung in einzelnen Bundesstaaten in Kraft tritt. Ein bundesweites Gesetz soll freiwillige Gentechnik-Informationen erlauben, verpflichtende Kennzeichnungen aber untersagen. Nur der Senat muss noch zustimmen. [dh]

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