Pflanzen der Braugerstensorte «Golden Promise», bei der Forschende mit der Technik Crispr/Cas9 Gene verändert haben. Foto: FU Berlin
Pflanzen der Braugerstensorte «Golden Promise», bei der Forschende mit der Technik Crispr/Cas9 Gene verändert haben. Foto: FU Berlin

Schweiz genehmigt Berliner Crispr-Gerste frische Luft

19.02.2024

Forschende der Freien Universität Berlin haben eine Braugerste mit Hilfe des neuen gentechnischen Verfahrens Crispr/Cas9 so verändert, dass sie im Labor höhere Erträge lieferte. Diese Gerste darf nun für drei Jahre versuchsweise in der Schweiz im Freien angebaut werden. Auf den Markt kommen wird sie so schnell nicht. Denn was wie eine mögliche Lösung für die Welternährung klingt, ist erst mal Grundlagenforschung – und von Patenten bedroht.

Die Pflanzengenetiker:innen der Freien Universität Berlin beschäftigen sich mit Cytokininen. Das sind Pflanzenhormone, die vielfältige Wachstumsprozesse beeinflussen. Die Konzentration der Cytokinine regeln Enzyme (die Cytokinin-Oxidasen), die diese abbauen. Die Produktion dieser Enzyme wiederum steuert eine Gruppe von Genen, die mit CKX abgekürzt werden. Aus der Forschung an Reis ist bekannt, dass sich dort ein runtergeregeltes CKX2-Gen positiv auf den Ertrag auswirkt. In der Gerste fanden die Forschenden zwei leicht unterschiedliche Varianten von CKX2 und haben diese Gene mit Crispr/Cas9 abgeschaltet. [+] mehr...

Die südafrikanische Agrarministerin Thoko Didiza 2019 bei einer Pressekonferenz. Foto: GCIS https://lmy.de/OcLx, https://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/
Die südafrikanische Agrarministerin Thoko Didiza 2019 bei einer Pressekonferenz. Foto: GCIS https://lmy.de/OcLx, https://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/

Südafrika: Neue Gentechnik bleibt Gentechnik

13.02.2024

Die südafrikanische Landwirtschaftsministerin Thoko Didiza hat entschieden, dass neue gentechnische Verfahren (NGT) in der heimischen Landwirtschaft weiterhin dem Gentechnikrecht und seinen Zulassungsregeln unterliegen. Wie erst jetzt bekannt wurde, wies sie damit vor sechs Monaten Beschwerden der Agrarindustrielobby gegen eine frühere Entscheidung ihrer Gentechnikbehörde zurück. Für das afrikanische Zentrum für Biodiversität (ACB) ist das ein Wendepunkt für den ganzen Kontinent.

Der Einsatz von NGT bei Nutzpflanzen ist nicht nur in Europa ein Thema. Auch in Afrika drängen die Lobbyisten der Gentechnikkonzerne auf Gesetzesänderungen, damit NGT-Pflanzen ohne Zulassung und Risikoprüfung auf den Markt kommen können. Eine bedeutende Rolle kommt dabei Südafrika zu, weil das Land schon früh den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zuließ. Deshalb waren die NGT-Lobbyisten enttäuscht, als die südafrikanische Gentechnikbehörde Biosafety South Africa im Oktober 2021 eine Entscheidung verkündete: Der bestehende rechtliche Rahmen für die Risikobewertung von gentechnisch veränderten Organismen gilt auch für NGT. Einen Monat später legte ein Konsortium von Verbänden der Agrarindustrie, angeführt vom Agrardachverband AGBIZ (Agricultural Business Chamber of South Africa), Widerspruch gegen diese Entscheidung ein. Ein Berufungsausschuss gab den Beschwerdeführenden Recht und die Angelegenheit landete auf dem Schreibtisch von Landwirtschaftsministerin Thoko Didiza. Diese wies die Beschwerde abschließend zurück und bestätigte die Entscheidung ihrer Behörde. [+] mehr...

Europaflagge, Foto: Greg Montani https://pixabay.com/de/photos/europa-flagge-sterne-fahne-1395913/
Europaflagge, Foto: Greg Montani https://pixabay.com/de/photos/europa-flagge-sterne-fahne-1395913/

Neue Gentechnik: EU-Staaten bremsen Blitzreform aus

07.02.2024

Das europäische Parlament (EP) hat heute dem Verordnungsentwurf der EU-Kommission zum Einsatz neuer gentechnischer Verfahren (NGT) bei Nutzpflanzen mit zahlreichen Änderungen mehrheitlich zugestimmt. So plädierten die Abgeordneten etwa dafür, Erzeugnisse zu kennzeichnen, die NGT-Pflanzen enthalten. Unter den EU-Mitgliedstaaten dagegen fand sich bei einem Treffen ihrer ständigen Vertreter erneut keine qualifizierte Mehrheit für eine gemeinsame Position. Damit scheint einzutreten, was der spanische Agrarminister im Januar prophezeite: Die geplante NGT-Verordnung kann vor der Europawahl im Juni nicht mehr verabschiedet werden.

Grundlage der Abstimmung im EP war eine Vorlage der konservativen Berichterstatterin Jessica Polfjärd, die der federführende Umweltausschuss am 24. Januar beschlossen hatte. Anders als darin vorgeschlagen, nahm das Parlament auf Antrag von Sozialdemokraten und Grünen mit 317 zu 302 Stimmen eine Kennzeichnungspflicht für sämtliche NGT-Pflanzen in den Verordnungstext auf. Demnach muss bei NGT-Pflanzen der privilegierten Kategorie 1 nicht nur das Saatgut gekennzeichnet werden, sondern auch die Pflanzen selbst sowie Erzeugnisse, die NGT 1 Pflanzen enthalten oder aus ihnen bestehen. „Neuartige genomische Verfahren“ soll dann auf dem Etikett stehen. Die Informationen dazu sind entlang der Produktionskette zu speichern und zu übermitteln. Damit berücksichtigte das Parlament eine Kernforderung zahlreicher Lebensmittelunternehmen, Umwelt-, Agrar- und Verbraucherverbände, die eine Kennzeichnung als Voraussetzung für die Wahlfreiheit von Verbraucher:innen wie (Land)Wirtschaftsbetrieben gefordert hatten. [+] mehr...

AbL-Vertreter:innen übergeben eine Petition gegen neue Gentechnik an Abgeordnete des Europäischen Parlaments. Foto: Volling/AbL
AbL-Vertreter:innen übergeben eine Petition gegen neue Gentechnik an Abgeordnete des Europäischen Parlaments. Foto: Volling/AbL

Neue Gentechnik: Fällt der Startschuss für den Trilog?

06.02.2024

Im Gesetzgebungsverfahren für gelockerte Regeln für neue gentechnische Verfahren (NGT) in der Landwirtschaft werden in Brüssel und Straßburg morgen zwei wichtige Entscheidungen erwartet: Das Europäische Parlament (EP) wird am Mittag über eine Vorlage seines Umweltausschusses entscheiden, die NGT noch mehr freigeben will als die Europäische Kommission. Auch beim Treffen der ständigen Vertreter der EU-Mitgliedstaaten steht das Thema auf der Tagesordnung. Ziel beider Organe ist, schnellstmöglich den Auftrag für einen Trilog von Rat, EP und EU-Kommission zu erteilen. Ob die nötigen Mehrheiten erreicht werden, wird sich zeigen müssen.

Die Abgeordneten des EP diskutierten bereits heute über den Verordnungsentwurf der konservativen Berichterstatterin Jessica Pölfjard (EVP), den der Umweltausschuss Ende Januar nur wenig verändert verabschiedet hatte (der Infodienst berichtete). Liberale, Konservative und rechte Europaabgeordnete befürworteten erneut, NGT-Pflanzen denen aus herkömmlicher Zucht nahezu gleichzustellen, um die europäische Landwirtschaft wettbewerbsfähig zu halten und wissenschaftliche Innovation zu fördern. Und obwohl es, wie der grüne Martin Häusling betonte, bislang faktisch nur eine NGT-Pflanze mit Klimabezug gibt, behaupteten mehrere Parlamentarier:innen unverdrossen, Techniken wie Crispr/Cas könnten Pflanzen besser an den Klimawandel anpassen und außerdem Pestizide einsparen. [+] mehr...

Gericht Justiz
Foto: Morgan4uall / pixabay, CC0 Public Domain

Glyphosat: Umweltorganisationen klagen gegen Zulassung

29.01.2024

Die erneute Zulassung des Herbizidwirkstoffs Glyphosat durch die Europäische Kommission wird beim Europäischen Gericht landen. Gleich zwei Bündnisse haben sich auf den Klageweg gemacht und im ersten Schritt bei der EU-Kommission beantragt, die Glyphosat-Genehmigung aufzuheben. Tut sie das – wie zu erwarten – nicht, folgt die Klage vor dem Europäischen Gericht. Derweil macht eine neue Studie deutlich, wie problematisch der Wirkstoff tatsächlich ist.

Die Aurelia Stiftung und die Deutsche Umwelthilfe – unterstützt von der Berliner Anwaltskanzlei GGSC – forderten die EU-Kommission vergangene Woche auf, ihre Zulassung zu überprüfen. Die beiden Organisationen argumentieren dabei mit den Auswirkungen von Glyphosat-Herbiziden auf die Umwelt. Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA hatte hier zahlreiche Datenlücken festgestellt, aber dennoch empfohlen, den Wirkstoff weiter zuzulassen. Dies sei ein Verstoß gegen das Vorsorgeprinzip und gegen maßgebliche Regelungen zur Risikoprüfung und zur Erneuerung von Zulassungen, heißt es in dem Anwaltsschreiben an die EU-Kommission, das zu folgendem Fazit kommt: „Jede dieser Datenlücken steht der Genehmigungserneuerung entgegen.“ [+] mehr...

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