Indien: Abkehr von der Gentech-Baumwolle
24.07.2012
In einem westindischen Bundesstaat wird offenbar die Abkehr von gentechnisch veränderter Baumwolle vorbereitet. Wie die Zeitung The Times of India berichtet, hat der Landwirtschaftsminister der Region Maharashtra die staatlichen Universitäten beauftragt, nach einem besser geeigneten Ersatz der in den letzten Jahren überwiegend angebauten Bt-Baumwolle zu suchen. Von diesem Schritt erhofft sich die Regierung eine wirtschaftliche Verbesserung der Situation der Baumwollbauern.
Ein hochrangiger Ministeriumsvertreter führte aus, die Landwirte hätten in Folge der Anpflanzung von gentechnisch veränderter Bt-Baumwolle stark ansteigende Ausgaben für Pestizide und Düngemittel aufzubringen. Dies betreffe insbesondere niederschlagreiche und trockene Gegenden des Bundesstaats. Die Kosten seien die höchsten weltweit. „Trotz des Anbaus von Bt-Baumwolle im ganzen Staat, hat die Produktivität, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Pflanzen nachgelassen“, sagte der Beamte. Er weist dabei auf eine andere Realität in seinem Land hin als eine unlängst viel diskutierte Studie, wonach der Ertrag indischer Baumwollproduzenten gestiegen sei. Die oft als „die deutsche Studie“ bezeichnete Untersuchung eines Teams der Universität Göttingen war von verschiedenen Seiten wegen ihrer Unausgewogenheiten und der veralteten Zahlen kritisiert worden.
Auch der Direktor des Zentralinstituts für Baumwollforschung, Keshav Kranthi zeigte sich angesichts des Fokus auf Gentech-Baumwolle besorgt. In Maharashtra bauen mehr als zwei Millionen Landwirte Baumwolle an, und zwar fast ausschließlich gentechnisch Veränderte: „In ganz Maharashtra dominiert die hybride Baumwolle, was kein gutes Zeichen ist. Unsere Böden sind für anspruchsvolle Hybride nicht geeignet und deswegen gab es immer Bedarf an Alternativen, die den Druck auf die Bauern verringern.“
In der letzten Zeit gab es immer wieder Berichte über Selbstmorde von indischen Kleinbauern, die gentechnisch veränderte Baumwolle anbauten. Die ohnehin schwierige Lage der Landwirte, die mit Dürren und fehlenden Sicherungssystem zu kämpfen haben, wird durch den Einsatz der Gentechnik noch verschärft. Viele sind auch aufgrund der steigenden Ausgaben für Pflanzenschutzmittel und wegen der Lizenzgebühren, die die Herstellerunternehmen der Gentech-Pflanzen jedes Jahr verlangen, hoch verschuldet.