Das Bundesland Schleswig-Holstein gehört wieder zum Europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen. Den Wiederbeitritt zu dem Bündnis besiegelte Umweltminister Robert Habeck (Grüne) heute mit seiner Unterschrift. Damit gewinnt das Netzwerk eines seiner Gründungsmitglieder zurück. Schleswig-Holstein war 2005, zwei Jahre nach der Gründung, unter der damaligen schwarz-roten Landesregierung ausgetreten.
Umweltminister Habeck begründete den Schritt mit Standortvorteilen für sein Bundesland. Die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein solle weiterhin auf Agro-Gentechnik verzichten. Ansonsten drohten ökologische Schäden: „Gentechnisch veränderte Konstrukte verbreiten sich unkontrolliert und sind nicht rückholbar, wenn sie einmal in der Natur sind.“ Die Landesregierung hat dabei auch die Interessen der Bürgerinnen und Bürger im Blick. „Eine deutliche Mehrheit der Menschen lehnt gentechnisch veränderte Lebensmittel auf ihren Tellern ab, dies zeigen alle Umfragen. Diese Sorgen nehmen wir ernst“, so Habeck.
Gleichzeitig kritisierte der Minister die Bundesregierung für deren Kurs beim Thema Agro-Gentechnik auf europäischer Ebene. Sie sperre sich gegen ein in den letzten Wochen debattiertes Recht der EU-Staaten auf individuelle Verbote von Gentechnikpflanzen. Zudem müsse Bundesagrarministerin Aigner den Ländern mehr Mitsprache einräumen. So sollten diese selbst über Sicherheitsabstände zwischen Gentechnikfeldern und anderen landwirtschaftlichen Flächen entscheiden dürfen. Habeck erinnerte daran, dass diese Kompetenzerweiterung auch im schwarz-gelben Koalitionsvertrag vorgesehen sei. Allerdings lehnt die FDP eine solche Regelung vehement ab.
Dem Europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen gehören über 50 Regionen mit mehr als 140 Millionen Einwohnern an. In Schleswig-Holstein wurden nach 2008 keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut.