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EU: Neue Gentechnik-Datenbank wirft Fragen auf

In den nächsten drei Jahren soll mit Mitteln der EU-Kommission eine wissenschaftliche Datenbank zur Agro-Gentechnik aufgebaut werden. In ihr sollen Erkenntnisse „der Risiko- und Nutzenbewertung von gentechnisch veränderten Pflanzen und daraus hergestellten Lebens- und Futtermitteln“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Federführung für GRACE („GMO Risk Assessment and Communication of Evidence“) liegt beim deutschen Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg. Dessen Ausrichtung, und die der Partner des sechs Millionen Euro teuren EU-Projekts, lassen vermuten: Es geht um eine möglichst positive Darstellung der Gentechnik.

GRACE soll bereits existierende Studien „in transparenter Weise und nach genau definierten wissenschaftlichen Qualitätskriterien“ auswerten und anschließend auf seiner Internetpräsenz (momentan noch nicht erreichbar) veröffentlichen. Dabei würden laut einer Pressemitteilung nicht nur die Auswirkungen gentechnisch veränderter Organismen auf die tierische und menschliche Gesundheit berücksichtigt, sondern auch die auf Umwelt und Wirtschaft. Dies soll allerdings nicht allein einer besseren Vernetzung von Forschungseinrichtungen dienen. Man möchte auch gesellschaftliche Debatten zum Thema Agro-Gentechnik beeinflussen: „Die Ergebnisse sollen Gesellschaft und Politik bei zukünftigen Entscheidungsprozessen und Gesetzgebungsverfahren unterstützen“, heißt es.

Dass die Gentechnik realistische Chancen hat, bei GRACE gut wegzukommen, lässt beispielsweise die Besetzung des Chefpostens erahnen. Als Projektkoordinator wurde Professor Joachim Schiemann vom staatlichen Julius-Kühn-Institut ausgewählt. Er war u.a. von 2003 bis 2009 Mitglied des Gentechnik-Gremiums der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA – der Behörde, die für die Risikoprüfung von gentechnisch veränderten Pflanzen zuständig ist und noch keine einzige aussortierte. Er gehört seit mehreren Jahren der Gentechnik-Expertenkommission des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) an. Schiemann war an der Gründung des Vereins FINAB („Förderung innovativer und nachhaltiger Agrobiotechnologie“) beteiligt, der Gentechnik-Pflanzen zu Forschungszwecken freisetzte, u.a. den Monsanto-Mais MON810.

Zudem war von 2004 bis 2008 Präsident der „International Society Biotechnology Research“ (ISBR), die sich die Förderung der Technologie auf die Fahnen geschrieben hat und alle zwei Jahre ein gentechnik-freundliches Symposium veranstaltet Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte Schiemann einmal: „Die Ausbreitung eines Transgens per se ist kein negativer Effekt. Die Sicherheit der eingeführten Gene wurde doch im Zulassungsverfahren sehr intensiv geprüft.“ Genau an dieser „intensiven“ Bewertung zweifeln jedoch viele Beobachter der zuständigen EFSA – und das nicht erst seit dem Bekanntwerden der französischen Studie zu Krebserkrankungen bei Ratten aufgrund von Gentechnik-Futter.

Auch die am Projekt GRACE beteiligten Partner stehen der Gentechnik wohl größtenteils positiv gegenüber. Neben einigen Universitäten ist beispielsweise die PR-Agentur Genius an Bord, zu deren Kunden nach eigenen Angaben die Gentechnik-Konzerne Syngenta, BASF und Bayer gehören. Auch der „Umweltberater“ Jeremy Sweet stellt GRACE seine Dienste zur Verfügung. Er war stellvertretender Vorsitzender des Gentechnik-Gremiums der EFSA und 20 Jahre lang hochrangiger Angestellter bei NIAB, einer britischen Gentechnik-Forschungseinrichtung.

Das in Brüssel ansässige Lobbynetzwerk PERSEUS ist ebenfalls mit von der Partie. Dessen Experten haben enge Verbindungen zu Monsanto, Bayer und anderen Herstellern gentechnisch veränderter Pflanzen. Und schließlich kooperiert auch der wissenschaftliche Dienst des US-Agrarministeriums, das für die gentechnik-intensive Landwirtschaft der Vereinigten Staaten steht, mit dem neuen Projekt.

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