Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Untersuchung zeigt, was auf die EU zukommt, falls sie weitere Anbauzulassungen für herbizidresistente Gentech-Pflanzen erlässt: Der Einsatz von Glyphosat ("Roundup"), der weltweiten Nummer 1 unter den Ackergiften, stiege bis 2025 um ein Vielfaches an – im schlechtesten Fall um schwindelerregende 1.000 Prozent und mehr. Momentan warten 19 solcher Pflanzen, die Spritzmittel tolerieren, auf das OK für den Anbau in der EU.
Die Hochrechnungen des Agrarökonomen Charles Benbrook von der Washington State Universität beruhen auf einer kürzlich veröffentlichten Studie zur Situation in den USA. Seit der Einführung von Gentech-Pflanzen im Jahr 1996 hat der Pestiziverbrauch dort deutlich zugenommen. Sollte die EU dem Beispiel des Landes folgen, wäre hier eine ähnliche Entwicklung zu erwarten.
Benbrook untersuchte den potentiellen Anstieg des Spritzmitteleinsatzes für drei gentechnisch veränderte Pflanzen: Mais, Zuckerrüben und Soja. Die wichtigste Rolle würde dabei wohl Gentech-Mais spielen, der zu den weitverbreitesten Kulturpflanzen Europas zählt. Zurzeit ist nur eine gentechnisch veränderte Sorte, der Monsanto-Mais MON 810, zum Anbau zugelassen. Kämen nun herbizidresistente Pflanzen hinzu, stiege der Glyphosatverbrauch auf Maisfeldern bis zum Jahr 2025 um 500 bzw. sogar 1.000 Prozent an – je nachdem, wie strikt die Vorschriften für den Anbau ausfielen und ob zum Beispiel Fruchtfolgen verbindlich vorgeschrieben würden.
Auch bei Zuckerrüben und Soja prognostiziert Benbrook einen um ein Vielfaches erhöhten Glyphosateinsatz. Bei Soja wären es, ohne entsprechende Regulierung, gar 1.500 Prozent. Und auch mit obligatorischen Maßnahmen zur Giftbegrenzung wäre noch mit einem Anstieg von 660 Prozent zu rechnen.
Der Wissenschaftler warnte die EU angesichts dieser Zukunftsaussichten vor neuen Anbauzulassungen für Gentechnik-Pflanzen: „Landwirte haben in den USA schon zu kämpfen. Sie versuchen, sich einen Weg aus der Ecke, in die sie gedrängt wurden, herauszusprühen. Das Vertrauen auf herbizidresistente Pflanzen hat in den USA zur Herausbildung und raschen Ausbreitung von fast zwei Dutzend glyphosat-resistenten Unkräutern geführt. Dadurch sind die Produktionskosten der Höfe gestiegen, und auch die Menge und die Giftigkeit der Herbizide, die nötig sind, um noch größere Ernteverluste zu verhindern.“