Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine Transparenzinitiative angekündigt. Als ersten Schritt veröffentlichte sie gestern Dokumente zum Gentechnik-Mais NK603, die dessen Hersteller, der US-Konzern Monsanto, mit dem Antrag auf Zulassung der Pflanze eingereicht hatte. NK603 steht im Verdacht, bei Ratten Krebs auszulösen, die EFSA und einige nationale Behörden in der EU halten ihn jedoch weiterhin für sicher.
Wie genau die Transparenzinitative der EFSA aussehen wird, ist noch nicht klar. „In Zusammenarbeit mit den Partnern der Behörde und Interessengruppen“ wolle man festlegen, auf welche Weise welche Daten künftig öffentlich zugänglich gemacht werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Auch die Bereitschaft zur kritischen Selbstreflexion stellte Behördenchefin Catherine Geslain-Lanéelle in Aussicht: „Die Risikobewertung ist eine sich entwickelnde Wissenschaft und die EFSA ist immer bereit, ihre frühere Arbeit zu überprüfen, sollten neue, robuste wissenschaftliche Erkenntnisse neue Perspektiven auf irgendeine der früheren Befunde der Behörde eröffnen.“
Im Fall des gentechnisch veränderten Maises NK603 hat die EFSA allerdings im November letzten Jahres eine erneute Prüfung abgelehnt. Die Studie eines französischen Forscher-Teams zu erhöhten Krebsraten bei Ratten, die mit dem Monsanto-Mais gefüttert worden waren, disqualifizierte die Behörde, da sie wissenschaftlichen Standards nicht entsprochen habe. Kritiker werfen der EFSA jedoch vor, sich bei ihren Gutachten zu sehr auf die Angaben der Agrochemie-Industrie zu verlassen und wissenschaftlich dürftige Daten zu akzeptieren. Bislang hat die Behörde noch nie eine Gentechnik-Pflanze zurückgewiesen. Bei der britischen Organisation GM WATCH zeigte man sich deshalb zunächst skeptisch. Die angekündigte Offenheit der EFSA begrüße man „vorsichtig“, man wolle aber noch kontrollieren, ob die bislang veröffentlichten Daten „nützlich und verwendbar“ seien. Das NK603-Paket enthält zahlreiche Dokumente mit hunderten von Seiten. [dh]