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EFSA-Experte: Viele Gentechnik-Pflanzen enthalten Viren-Gen

Viele gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten laut einer Studie ein Gen eines Virus. Untersucht wurden Gentech-Pflanzen, die für den US-Markt zugelassen sind, teilweise aber auch in die EU eingeführt oder gar hier angebaut werden dürfen. Einer der beiden Autoren sitzt auch im Gentechnik-Gremium der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA – der Behörde, die eben jenen Pflanzen grünes Licht für die Vermarktung in der EU gab. Es könne zu unbeabsichtigten Veränderungen der Pflanzeneigenschaften kommen – mit ungewissen Folgen für die menschliche Gesundheit.

Patrick du Jardin forscht an der Universität Liège in Belgien, bewertet aber auch im Auftrag der EFSA Gentechnik-Pflanzen. Zusammen mit Nancy Podevin, einer nach EFSA-Angaben ehemaligen Mitarbeiterin der Behörde, untersuchte er bereits letztes Jahr 86 Gentech-Pflanzen. Fast zwei Drittel davon, 54 Pflanzen, enthalten demnach einen Teil des Virus-Gens „Gene VI“. Es kann Krankheiten verursachen und die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen beeinträchtigen. Dies trifft auch auf den Monsanto-Mais MON810 zu, der in der EU angebaut werden darf. Herbizidresistente Sojabohnen und andere gentechnisch veränderte Maispflanzen wie NK603 tragen das Gene VI ebenfalls in sich.

In einer kürzlich bei Independent Science News erschienenen Zusammenfassung der Studie schreiben die Gentechnik- und Virologie-Experten Jonathan Latham und Allison Wilson, in den Pflanzen sei jeweils das letzte Drittel des Viren-Gens entdeckt worden. Die Funktionen seien dort gespeichert, weshalb es „deutliches Potential für unbeabsichtigte Effekte“ gebe, so die beiden Gründer des unabhängigen Bioscience Research Project. Frühere Untersuchungen hätten gezeigt, dass Gene VI das Erbgut von Pflanzen schädige. Dies könne auch in menschlichen Zellen möglich sein. Hier seien weitere Nachforschungen nötig. Das Viren-Gen gelangt wohl über die weit verbreitete Einführung einer Gensequenz des Cauliflower Mosaic Virus in die Gentech-Pflanzen. Dieses soll helfen, bestimmte Funktionen zu steuern.

Die EFSA erklärte, die Daten der Studie seien ihr nicht neu. Ein Sicherheitsproblem bestünde nicht, da der Pflanzenvirus Menschen und Tiere nicht befallen könne, beschwichtigt die Behörde auf Anfrage des Infodienstes. Man habe bei allen zugelassenen Gentechnik-Pflanzen die entsprechende Gensequenz geprüft. Auch sei die Studie der Behörde von Anfang an bekannt gewesen, da weitere EFSA-Experten die Autoren beraten hätten. Gleichzeitig verweist sie in ihrer Antwort darauf, dass die Untersuchung keine „offizielle EFSA-Publikation“ sei, sondern eine unabhängige Arbeit. Mitautorin Podevin bezeichnet die Behörde als „ehemalige Angehörige des EFSA-Personals“. Im Fachmagazin GM Crops and Food, in dem die Studie erschien, ist Podevin allerdings als EFSA-Vertreterin angegeben. Auf die Frage, warum die EFSA die Öffentlichkeit nicht über den Virenfund informiert habe, antwortete die Behörde nicht.

Nach Ansicht von Latham und Wilson hatte die EFSA nach Entdeckung der Viren-Gene zwei Möglichkeiten: Sie hätte eine Aussetzung der Anbau- und Importgenehmigungen der betroffenen Gentechnik-Pflanzen erwirken können. Oder eine nachträgliche Risikoprüfung von Gene VI durchführen. Das Erscheinen des Artikels in der letzten Ausgabe von GM Crops and Food zeige, dass sich die Behörde für die zweite, einfachere Variante entschieden habe. Die Gründe hierfür lägen auf der Hand. Ein kompletter Rückruf der bereits vermarkteten Pflanzen wäre eine „massive politische und finanzielle Entscheidung“ gewesen und hätte gar das Ende der Agro-Gentechnik bedeuten können, so die Einschätzung von Latham und Wilson.

Die Prüfung des Viren-Gens in der strittigen Untersuchung habe aber keine konkreten Ergebnisse erbracht. Die Feststellung der Autoren, „unbeabsichtigte phänotypische Veränderungen“ könnten auftreten, sei zu vage, kritisieren die Experten des Bioscience Research Project. [dh]

+++UPDATE+++ Die EFSA hat inzwischen ein FAQ zum Thema auf ihrer Website veröffentlicht

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