Mehrere Umwelt- und Wissenschaftsorganisationen haben diese Woche beim Europäischen Gerichtshof Klage gegen die Zulassung einer gentechnisch veränderten Sojabohne eingereicht. Sie fechten damit eine Entscheidung der EU-Kommission an, durch die die „Intacta“-Soja des US-Konzerns Monsanto seit letztem Sommer in die Europäische Union importiert und als Futter- und Lebensmittel verwendet werden darf. Die gentechnisch veränderte Pflanze wird vor allem in Brasilien angebaut und gilt Kritikern als „Giftcocktail“ - sie ist resistent gegen das Spritzmittel Glyphosat, sondert aber auch eigene Gifte ab, um Insekten zu töten.
Nach Sicht der Kläger - dem Institut für Risiko-Abschätzung Testbiotech, dem Europäischen Wissenschaftlernetzwerk ENSSER und dem Naturschutzverein Sambuccus – hätte die Kommission die Monsanto-Soja nicht zulassen dürfen. Denn die möglichen Gesundheitsauswirkungen der Pflanze, einer Kreuzung aus der herbizidresistenten Gentech-Soja MON89788 und der Insektengift-produzierenden MON87701, beide ebenfalls aus dem Hause Monsanto, seien nicht ausreichend untersucht worden. Für diese Risikoprüfung ist die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA zuständig. Vor allem, dass die Gentechnik-Pflanze trotz ihrer kombinierten Eigenschaften wie eine konventionelle Sojapflanze behandelt wird, bereitet den Organisationen Sorge. Außerdem seien die möglichen Gefährdungen für Allergiker nicht geklärt.
Bereits im August letzten Jahres hatten die genannten Organisationen, zusammen mit der Gesellschaft für Ökologische Forschung, der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und der Manfred-Hermsen-Stiftung Beschwerde gegen die Zulassung eingereicht. Die EU-Kommission wies diese Anfang 2013 zurück – die EFSA habe die „Intacta“ entsprechend der geltenden Regeln geprüft. Über diese Weigerung des Verbraucherschutzkommissars Tonio Borg, die Risikobewertung zu wiederholen, muss nun der Europäische Gerichtshof befinden. „Unsere Klage soll die EU-Kommission und die EFSA dazu bewegen, dem Schutz von Mensch, Tier und Umwelt endlich mehr Gewicht zu geben“, erklärte Christoph Then von Testbiotech. Aus seiner Sicht hat sich die EFSA noch nicht mal an ihre eigenen Richtlinien, die ohnehin umstritten sind, gehalten. „Würde man allgemeine wissenschaftliche Maßstäbe anlegen, hätte man die Klage noch erheblich ausweiten müssen“, so der Gentechnik-Experte. [dh]