Wertschätzung

Finden Sie diese Nachricht hilfreich? Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende.

Gentechnik-Insekten: EU-Ombudsmann erwartet Antworten

Der Ombudsmann der Europäischen Union erwartet eine Aufklärung von Interessenskonflikten im Zusammenhang mit der Risikobewertung von gentechnisch veränderten Insekten. Bis Ende Juni muss die zuständige Lebensmittelbehörde EFSA nun eine Stellungnahme abgeben. Vorausgegangen war eine Beschwerde der britischen Organisation Gene Watch. Sie kritisiert, dass Mitarbeiter eines Unternehmens, das Gentechnik-Insekten vermarkten will, gleichzeitig in einem Gremium der Behörde sitzen.

Mitte April will die EFSA die Richtlinien für die Bewertung von Risiken, die von gentechnisch veränderten Tieren ausgehen können, verabschieden. Doch diese wurden keineswegs nur von offiziellen Sachverständigen erarbeitet. In einer Arbeitsgruppe, die sich mit transgenen Insekten beschäftigt, waren auch die Entwickler derselben beteiligt. Darauf hatte Gene Watch bereits im letzten Herbst hingewiesen. So war der Gründer der Firma Oxitec, die beispielsweise Olivenfliegen gentechnisch verändert hat, von der EFSA zur Teilnahme als „Experte“ eingeladen.

Ein Mitglied der Arbeitsgruppe, der Bio-Mathematiker Michael Bonsall hat über seinen Arbeitgeber, die Universität Oxford, ebenfalls Verbindungen zum Unternehmen. Die Uni hält Anteile an Oxitec. Bonsall selbst bekam außerdem Fördermittel für die gemeinsame Arbeit zu den Gentech-Insekten vom UK Biotechnology and Biological Sciences Research Council, einer Einrichtung der recht gentechnik-freundlichen Regierung Großbritanniens.

Der EU-Ombudsmann, Nikiforos Diamandouros, hat nun einige der Kritikpunkte aufgegriffen und die EFSA zur Stellungnahme aufgefordert. Neben den Interessenskonflikten der Sachverständigen geht es auch um die Frage, ob die Aufnahme von genmodifizierten Insekten über Nahrungsmittel eine Gefahr für die Verbraucher darstellen könnte. Dies ist nach Ansicht von Gene Watch und anderen Umweltorganisationen möglich, wenn die Larven der Fliegen auf oder in Früchten absterben. Oxitec, das enge personelle Verbindungen zum Schweizer Gentechnik- und Saatgutriesen Syngenta aufweist, will solche Insekten zu Millionen in die Umwelt entlassen. Damit sollen die natürlichen Populationen von Schädlingen oder Insekten, die Krankheiten übertragen, geschwächt werden. Das Unternehmen hält die Bedenken für unbegründet. Die Nachkommen der Gentech-Insekten stürben im Larvenstadium, eine Ausbreitung sei nicht möglich. Kritiker sehen das anders. Bei der großen Zahl der freigesetzten Tiere könnten einzelne das Erwachsenenalter erreichen. Auch die Auswirkung der Gentech-Larven, die über Obst und Gemüse verzehrt werden könnten, seien unklar.

In der EU sind bislang noch keine gentechnisch veränderten Tiere zugelassen. Gene Watch forderte die EFSA auf, die Richtlinien für die Risikobewertung nicht wie geplant im April festzuzurren, sondern die Ermittlungen des Ombudsmanns abzuwarten. In einigen anderen Ländern, den Cayman Islands, Brasilien und Malaysia hat Oxitec aber bereits Millionen von Gentechnik-Moskitos in die Wildbahn gebracht. [dh]

Wir nehmen Datenschutz ernst!
Unsere Seiten nutzen in der Grundeinstellung nur technisch-notwendige Cookies. Inhalte Dritter (YouTube und Google Maps) binden wir erst nach Zustimmung ein.
Cookie-Einstellungen | Impressum & Datenschutz

OK