Zahlreiche afrikanische und internationale Organisationen warnen vor den Folgen eines geplanten Saatgut-Abkommens im Süden des Kontinents. Dieses führe zu einem „Desaster“ für Kleinbauern in der Region, schrieben sie gestern an die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC), die den Vertrag vorbereitet. Pflanzenzuchtunternehmen, meist Konzerne aus westlichen Industriestaaten, würden hingegen von dem neuen Rechtsschutz profitieren.
Die SADC ist eine regionaler Zusammenschluss afrikanischer Staaten mit 15 Mitgliedern. Das relativ prosperierende Südafrika gehört dazu, aber auch der von ständigen Konflikten geschüttelte Kongo und das stark unterentwickelte Mosambik – beide nehmen im Human Development Index der Vereinten Nationen die letzten Plätze ein. Gemeinsam ist den Ländern, dass ein sehr großer Teil der Menschen von der Landwirtschaft lebt. Das dafür nötige Saatgut gewinnen die Kleinbauern aus ihren eigenen Ernten und tauschen es untereinander. 80 Prozent der Pflanzensamen in Afrikas Landwirtschaft stammen aus diesem bislang nicht reglementierten Bereich, schätzt das African Center for Biosafety.
In Zukunft könnte sich das ändern. Mit der Neuregelung verlören Landwirte ihre Rechte am Saatgut, fürchten die Kritiker der SADC-Pläne. Sie halten die Ausrichtung des Abkommens an einer internationalen Konvention aus dem Jahre 1991 für ungeeignet. „Die vorgeschlagenen Regeln geben großen Pflanzenzuchtunternehmen signifikante Rechte, ignorieren und marginalisieren aber gleichzeitig die Kleinbauern und ihre Pflanzensorten“, klagt Moses Shaha vom Kleinbauern-Forum östliches und südliches Afrika (ESAFF). Dabei stelle die bisherige Praxis des Tauschens und Wiedernutzens von Saatgut das „Rückgrat“ der Landwirtschaft in der Region dar. Die 84 Organisationen, die die Eingabe an die SADC unterzeichnet haben, fordern daher einen Stopp des Abkommens. [dh]