Gestern veröffentlichte das Thünen-Institut die Ergebnisse einer Studie zu den Auswirkungen von gentechnisch verändertem Mais auf Bienen. Viele Medien berichteten umgehend, Schlagzeilen wie „Gen-Mais schadet Bienen nicht“ (Der Spiegel) machten die Runde. Doch sind nun wirklich alle Zweifel ausgeräumt? „Die entscheidende Frage wurde gar nicht untersucht“, meint der Gentechnik-Experte Christoph Then.
Der gentechnisch veränderte Mais sondert ein Gift ab, um unerwünschte Insekten zu töten. Ins Erbgut eingebaute Gene des Bakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) sorgen für die Bildung des Insektengifts. Then glaubt, dass auch Nützlinge wie Bienen von dem Gift geschädigt werden, wenn es neben den Gentech-Mais noch anderen Beeinträchtigungen gebe – wie es außerhalb des Labors vorkommt. Entsprechende wissenschaftliche Publikationen hätten das gezeigt. „Das ist brisant. Bienen sind unter realen Bedingungen beständig Umweltgiften, Parasiten und anderen Stresseinwirkungen ausgesetzt.“ Das könne zu einer ernsthaften Bedrohung für die Insekten führen. „Vor diesem Hintergrund ist es falsch zu behaupten, dass nun bewiesen sei, dass Bt-Gifte für Bienen ungefährlich seien“, erklärte Then dem Informationsdienst Gentechnik. „Die wirklich relevante Fragestellung wurde gar nicht untersucht.“
Hinzu kommt aus Sicht des Experten von Testbiotech, einem Verein für unabhängige Risikobewertung, dass für die aktuelle Studie eigens künstliche Bienenschwärme gebildet worden seien. „Es ist anzunehmen, dass diese in geringerem Ausmaß mit Parasiten und Krankheitserregern belastet sind, als dies bei einem normalen Schwarm der Fall ist.“ Die Umstände, mit denen die Bienen heute zu kämpfen haben, konnten so also nicht berücksichtigt werden.
Die Forscher des Thünen-Instituts hatten die Testbienen in Flugkäfigen gehalten, in denen teils Gentechnik-Mais, teils konventioneller Mais die Nahrungsquelle darstellte. Dabei seien keine negativen Auswirkungen der genmodifizierten Pflanzen auf Überlebensrate, Körpergewicht oder Verdauung festgestellt worden, schrieben sie in einer Pressemitteilung. In den vergangenen Jahren haben wissenschaftliche Untersuchungen allerdings mehrfach Risiken für Nützlinge durch Bt-Mais aufgedeckt. So hatten beispielsweise Experten des Bundesamts für Naturschutz bereits 2005 Gesundheitsschäden bei Schmetterlingen beobachtet. [dh]
+++UPDATE+++ Auch mehrere Imkerverbände haben sich kritisch zur Studie geäußert. Die Bedingungen seien nicht realistisch gewesen, insbesondere die Anzahl der Bienen pro Schwarm und die Belastung mit Krankheitserregern.