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EU-Behörde legt Richtlinien für Gentechnik-Tiere vor

Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat Richtlinien für die Risikobewertung von gentechnisch veränderten Tieren vorgelegt. Mehrere Jahre habe man auf Weisung der EU-Kommission daran gearbeitet, teilte die Behörde letzte Woche im italienischen Parma mit. Umweltorganisationen kritisieren, dadurch werde der Weg für künftige Genehmigungen geebnet. In den USA steht mit dem „AquAdvantage“-Lachs bereits ein Gentechnik-Tier vor der Marktzulassung.

Geforscht wird zwar schon länger an transgenen Tieren. In der EU gab es bislang aber keine Anträge auf Zulassungen. Dies könne sich in Zukunft jedoch ändern, erklärte die EFSA. Aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaft wiesen darauf hin. Mit den nun vorgelegten Richtlinien will sich die Behörde dafür wappnen. Sie beziehen sich auf Fisch, Säugetiere, Vögel und Insekten. „Der Kern der Richtlinien ist, dass die Bewertung der Umweltrisiken von GV-Tieren in einer wissenschaftlichen und transparenten Art und Weise durchgeführt werden muss“, sagte Elisabeth Waigmann, die die Gentechnik-Abteilung leitet.

Genau daran entzündete sich jedoch immer wieder die Kritik an der Arbeit der Behörde. Ihren Gentechnik-Experten werden Interessenkonflikte vorgeworfen, da sie teils parallel für Lobbygruppen der Agrar-Industrie tätig waren oder noch sind. So bedauert die britische Organisation GeneWatch, dass die EFSA nicht auf eine Untersuchung der Vorwürfe gewartet habe. Der Bürgerbeauftragte der EU, Nikiforos Diamandouros, hatte im März ein Verfahren eingeleitet. Darin geht es ausgerechnet um die Industrienähe derjenigen Arbeitsgruppe, die sich mit transgenen Insekten beschäftigt. Die britische Firma Oxitec will unter anderem gentechnisch veränderte Fliegen auf den Markt bringen – ihre Vertreter durften an der Ausgestaltung der EFSA-Richtlinie mitwirken.

Generelle Kritik an den Richtlinien kommt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. „Wir sehen darin, dass die EFSA eine Umweltrisikobewertung vornimmt, eine politische Willensbekundung der Kommission und der EFSA, die Markteinführung gentechnisch veränderter Tiere vorzubereiten“, erklärte Heike Moldenhauer, Gentechnik-Expertin beim BUND. Dabei hätten solche Tiere bei den skeptischen Verbrauchern ohnehin keine Chance. „Menschen, die Produkte von Gentech-Pflanzen nicht akzeptieren, essen erst recht keine Produkte vom Gentech-Tier.“

Freigesetzt wurden weltweit bislang nur transgene Insekten. Auf den Kaiman-Inseln wurden modifizierte Moskitos in die freie Wildbahn entlassen, die zur Reduzierung der natürlichen Population beitragen sollen. Davon erhoffen sich die Gentechniker Erfolge im Kampf gegen das Dengue-Fieber. Aus Brasilien wurde letztes Jahr die Eröffnung einer großen Zuchtanlage für solche Stechmücken gemeldet. Kontrovers diskutiert wurde aber auch über Gentech-Fische. In den USA versucht die Firma Aquabounty seit Jahren, eine Zulassung für einen transgenen Lachs zu erhalten, der angeblich besonders schnell wächst. Nachdem der Prozess wegen massiver Proteste immer länger dauerte, drohte dem Unternehmen die Pleite. Im Dezember brachte die zuständige US-Behörde den Fisch das Zulassungsverfahren aber doch einen Schritt weiter, indem es den Gentech-Lachs als „sicher“ bewertete. Das gilt allerdings nur für Fische, die in Panama aufgezogen und anschließend in die USA importiert werden. [dh]

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