Der US-Agrochemiekonzern Monsanto konzentriert sich in Europa vorerst auf das Geschäft mit konventionellem Hybrid-Saatgut und Pestiziden. Bei der Gentechnik habe man 2011 eine „strategische Entscheidung“ getroffen und Freilandversuche größtenteils gestoppt, sagte ein Unternehmenssprecher dänischen Journalisten. „Wir werden kein Geld mehr ausgeben, um die Leute davon zu überzeugen, sie anzubauen.“ Nur in Spanien und Portugal vermarkte man die transgenen Pflanzen weiter. Der Monsanto-Mais MON810 ist in vielen EU-Staaten verboten, andere Gentech-Pflanzen haben derzeit keine Zulassung.
In der EU nahmen gentechnisch veränderte Pflanzen letztes Jahr nur 0,12 Prozent der Ackerfläche ein. Sie wachsen überwiegend in Spanien, in geringerem Ausmaß in Portugal. Anfang des Jahres hatte auch BASF angekündigt, Experimente mit transgenen Pflanzen künftig in den USA statt in Europa durchzuführen. Monsanto hält sich ebenfalls zurück, wie Sprecher Brandon Mitchener einem dänischen Medium für investigativen Journalismus mitteilte. Wirtschaftliche Einbußen bedeutet das für den Konzern nicht: über Firmenaufkäufe und Patente kontrolliert er einen bedeutenden Teil des konventionellen Saatgut-Markts. Sein Herbizid „Roundup“ findet reißenden Absatz – obwohl Umweltverbände vor Gesundheitsrisiken warnen. Erst gestern erhöhte Monsanto seine Gewinnerwartungen für das laufende Geschäftsjahr deutlich – und führt dies auch auf gute Entwicklungen in Osteuropa zurück.
Zu den Milliardengewinnen trägt auch der Verkauf von Saatgut gentechnisch veränderter Soja in Südamerika bei. Von dort werden jedes Jahr große Mengen der Gentech-Bohnen nach Europa importiert – und landen im Viehfutter. Und sollten künftig neue Anbaugenehmigungen erteilt werden – der EU-Kommission liegen verschiedene Anträge vor – wäre Monsanto mit seinen transgenen Pflanzen zur Stelle. „Wir werden sie gerne dann nach Europa zurück bringen, wenn die europäische Öffentlichkeit es will“, sagte Mitchener den dänischen Reportern. Deshalb wird man in den Führungsetagen des Unternehmens wohl die anstehenden Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen EU und USA aufmerksam verfolgen. Noch ist nicht klar, ob und in welchem Umfang auch der Agrarsektor einbezogen wird. Für Washington hat dieser allerdings besondere Priorität. Die Regierung möchte amerikanische Unternehmen und ihren Produkten – von Gentechnik-Pflanzen bis zum häufig zitierten „Chlorhähnchen“ - den Zugang zum europäischen Markt erleichtern. [dh]