Als erster US-Bundesstaat hat Connecticut eine Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln beschlossen. Republikaner und Demokraten einigten sich im Senat auf ein entsprechendes Gesetz. Allerdings tritt es nur in Kraft, wenn andere Staaten mitziehen.
Der überparteiliche Kompromiss sieht vor, dass Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Organismen den Verpackungshinweis „Produced with Genetic Engineering“ (in etwa: mit Gentechnik hergestellt) tragen müssen. Ausnahmen gelten für Restaurants und Direktverkäufe auf Märkten, Zusatzstoffe und Enzyme, sowie für tierische Erzeugnisse wie Eier und Milch, die mit Futtermitteln aus transgenen Pflanzen produziert werden. Bei Verstößen sind Strafen von bis zu 1.000 Dollar pro Tag und Produkt vorgesehen.
Weil die Senatoren und Abgeordneten aus Connecticut nicht landesweit alleine da stehen wollen, haben sie eine Hürde eingebaut: damit die Gentechnik-Kennzeichnung in Kraft tritt, müssen mindestens vier andere US-Bundesstaaten ein ähnliches Gesetz erlassen, wobei einer davon an Connecticut angrenzen muss. Außerdem müssen im Nordwesten des Landes mindestens 20 Millionen Bürger – in Form von entsprechenden Kennzeichnungsgesetzen ihrer Heimatstaaten – hinter den Gentechnik-Labels stehen. Der demokratische Senatspräsident Donald Williams rechnete vor: „Beispielsweise hat New York eine Bevölkerung von 19 Millionen und Connecticut hat 3,5 Millionen. Wenn also alleine New York mitmacht, hätten wir die Anforderung an die Bevölkerungszahl erfüllt.“ Und er fügte hinzu: „Wir sind sehr zufrieden, dass Connecticut die Nation anführen wird.“
Umwelt- und Verbraucherorganisationen begrüßten den Vorstoß. „Die heutige Einigung auf eine Gentechnik-Kennzeichnung ist historisch und wir sind stolz, eine Rolle in ihrer Entwicklung gespielt zu haben“, erklärte die Gruppe „GMO Free CT“. Nun entstehe auch neuer Schwung für andere Kennzeichnungs-Initiativen im Land.
In den USA gibt es bislang – anders als in der EU und vielen weiteren Staaten – keine verpflichtenden Gentech-Labels auf Verpackungen. In verschiedenen Bundesstaaten werden aber Unterschriften gesammelt oder in den Parlamenten über ähnliche Gesetze diskutiert. Im vergangenen Herbst war eine Kennzeichnung im wirtschaftlich äußerst wichtigen Kalifornien jedoch knapp gescheitert. Nach einer 50 Millionen Dollar schweren Gegenkampagne der Agrar- und Lebensmittelindustrie entschied sich eine dünne Mehrheit der Wähler in einer Abstimmung gegen das Label. Bei Pflanzen wie Soja, Mais, Raps und Baumwolle ist Agro-Gentechnik in den USA sehr weit verbreitet.
In der EU müssen Gentechnik-Zutaten in Lebensmitteln ausgewiesen werden. Allerdings gibt es auch hier eine Ausnahme für Fleisch, Milch, Eier und Käse - ein Großteil der Tiere in konventioneller Haltung wird mit Gentechnik-Soja aus Südamerika gemästet. [dh]