Die EU-Kommission will erstmals eine Langzeitstudie zu den gesundheitlichen Folgen der Gentechnik durchführen lassen. Für eine zwei Jahre lange Fütterungsstudie mit einem Monsanto-Mais stehen drei Millionen Euro bereit – nun können sich Forscher bewerben. Bislang verlangt die Kommission im Zulassungsverfahren von transgenen Pflanzen keine solchen Untersuchungen.
Bei der Studie, die frühestens 2014 beginnen wird, soll festgestellt werden, ob Ratten häufiger an Krebs erkranken, wenn sie mit dem gentechnisch veränderten Mais NK603 gefüttert werden. Der US-Agrarkonzern Monsanto hat dem Mais Gene eingebaut, die ihn gegen das Totalherbizid Glyphosat unempfindlich machen – dieses verkauft Monsanto unter dem Namen „Roundup“. Bis Oktober können Wissenschaftler nun Konzepte für eine Fütterungsstudie einreichen, im November will die Kommission den Zuschlag vergeben.
Die Debatte um Langzeitstudien und den NK603-Mais wurde im letzten Herbst in zahlreichen Medien geführt. Französische Wissenschaftler hatten Ergebnisse einer zweijährigen Untersuchung präsentiert, wonach die Gentechnik-Pflanze im Futter von Ratten zu Krebs führt. Vertreter der Agrarindustrie, der EU-Kommission und nationaler Behörden bezeichneten die Studie als unwissenschaftlich. Es bestehe kein Bedarf, die Sicherheit von NK603 erneut zu prüfen. Nun sollen also doch noch einmal Fütterungsversuche gemacht werden – diesmal mit offizieller Unterstützung.
Der Meinungswechsel hatte sich schon im Dezember bei einem Direktoriumstreffen der EU-Lebensmittelbehörde EFSA angedeutet. Diese bewertet die Anträge von Unternehmen, die gentechnisch veränderte Pflanzen in den Verkehr bringen wollen. Die Arbeit der EFSA geriet dabei immer wieder in die Kritik. Sie ist zu industrienah und zu gentechnik-freundlich, finden Umweltschutz- und Verbraucherorganisationen. Die britische Gruppe GM Watch warnt denn auch: es sei begrüßenswert, wenn nun von offizieller Seite eine Langzeitstudie finanziert wird. Diese müsse aber gut angelegt sein. Risiken dürften nicht mit statistischen Tricks kleingerechnet werden. [dh]