Als neunter EU-Staat verbietet Italien den Anbau des gentechnisch veränderten Mais MON810. Drei Ministerien haben am Freitag eine entsprechende Verordnung unterzeichnet und die Europäische Kommission informiert, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Das Verbot soll für 18 Monate gelten, es tritt in Kraft, sobald es im Amtsblatt erschienen ist. MON810, ein Mais des US-Agrarkonzerns Monsanto, setzt aufgrund eingebauter Bakteriengene ein Gift frei, um Insekten zu töten.
Sowohl das Agrarministerium als auch die Ministerien für Gesundheit und für Umwelt haben das Verbot unterzeichnet. Damit zieht Italien die Schutzklausel, die in der EU-Richtlinie für Gentechnik verankert ist. Rom begründete den Schritt damit, der Anbau von MON810 könne ungewünschte Effekte auf die Umwelt und die biologische Vielfalt haben. Das Agrarministerium teilte mit, die italienische Landwirtschaft stehe für Biodiversität und Qualität. Auch wirtschaftlich habe der Gentech-Mais für das Land keine Vorteile.
Die EU-Kommission kündigte laut Reuters an, das italienische Verbot zu prüfen. „Wir haben die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schon beauftragt, die wissenschaftliche Basis der Entscheidung zu bewerten“, sagte der Sprecher von EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg. Bei früheren Verboten gab es Streitigkeiten zwischen Kommission und nationalen Regierungen. Um die Schutzklausel zu ziehen, muss die jeweilige Regierung „neue oder zusätzliche Informationen“ für die Gefährlichkeit eines Gentechnik-Organismus vorlegen. Die französische Regierung hat das beispielsweise letztes Jahr getan, anschließend wurde das Verbot von der Kommission angefochten. Nach Informationen der gentechnikkritischen Organisation Inf'OGM zweifelte kürzlich auch Frankreichs Staatsrat das nationale MON810-Verbot an – es könnte damit bald aufgehoben werden.
Italien steht diese Auseinandersetzung möglicherweise noch bevor. Nach Polen ist es in diesem Jahr das zweite Land, das den Anbau des Monsanto-Mais untersagt. Auch Ungarn, Griechenland, Bulgarien, Österreich, Luxemburg und Deutschland haben entsprechende Verordnungen erlassen. Angebaut wird MON810 derzeit nur in Spanien und Portugal in nennenswertem Umfang. Daneben darf in der EU nur die BASF-Kartoffel „Amflora“ kultiviert werden. Diese erwies sich aber als Ladenhüter. [dh]