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Debatte um Gentech-Sicherheit nicht beendet, sagen Wissenschaftler

Die Debatte um die Sicherheit von gentechnisch veränderten Organismen ist aus Sicht zahlreicher Wissenschaftler nicht beendet. Viele Fragen seien noch offen, den oft zitierten „Konsens“ bezüglich der GVO-Sicherheit gebe es nicht, schreibt das Netzwerk kritischer Wissenschaftler ENSSER in einer heute veröffentlichten Stellungnahme. Die Behauptung, alle Forscher hielten Gentechnik für unbedenklich, sei „irreführend“ und widerspreche wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Mit dem Positionspapier reagiert ENSSER (European Network of Scientists for Social and Environmental Responsibility), ein Bündnis von Forschern aus verschiedenen Ländern, auf „Behauptungen von GV-Saatgut-Herstellern und einigen Wissenschaftlern, Kommentatoren und Journalisten, dass bezüglich der GVO-Sicherheit 'wissenschaftlicher Konsens' besteht“. Solche Behauptungen könnten ein „Klima der Nachlässigkeit“ fördern und so die Risikobewertung aushöhlen. Es müsse aber weiter geforscht und debattiert werden, so die 92 Unterzeichner.

Einer von ihnen ist Vyvyan Howard. Der Toxikopathologe ist Professor an der Universität Ulster in Nordirland. In einer Pressemitteilung erklärte er: „Eine beachtliche Anzahl von Studien deutet darauf hin, dass GV-Pflanzen und Lebensmittel toxisch oder allergieauslösend sein können und dass sie negative Auswirkungen auf nützliche und Nichtzielorganismen haben können.“ Auch einem beliebten Argument der Gentechnik-Befürworter erteilte Howard eine Absage: „Es wird oft behauptet, dass Millionen von Amerikanern Gentechnik-Lebensmittel essen, ohne krank zu werden. Weil die USA aber keine Gentechnik-Kennzeichnung haben und keine epidemiologischen Studien durchgeführt wurden, ist es unmöglich zu wissen, ob die steigenden Raten chronischer Krankheiten, die in diesem Land beobachtet werden, etwas mit dem Verzehr von Gentechnik-Lebensmitteln zu tun haben oder nicht. Diese Behauptung hat daher kein wissenschaftliches Fundament.“

Andy Stirling, Professor für Wissenschafts- und Technologiepolitik an der Universität Sussex, fügte hinzu: „Der Hauptgrund, warum einige multinationale Konzerne Gentechnologien den vielen Alternativen vorziehen, ist, dass Gentechnik lukrativere Möglichkeiten zur Kontrolle des geistigen Eigentums und globaler Lieferketten bietet.“ Die vielen Unsicherheiten würden deshalb beiseite gewischt und wissenschaftliche Vielfalt eingeschränkt. „Das untergräbt die demokratische Debatte – und die Wissenschaft an sich.“ Dass jedoch weiterer Forschungsbedarf besteht, zeigt nach Ansicht von ENSSER auch ein Richtungswechsel bei der Kommission der Europäischen Union. Diese hatte sich im Dezember letzten Jahres erstmals bereit erklärt, finanzielle Mittel für eine zweijährige Fütterungsuntersuchung mit Gentechnik-Pflanzen zur Verfügung zu stellen. Zuvor war kritisiert worden, dass sich die für Risikobewertung zuständige EU-Behörde stets auf Daten der Agrar-Industrie verlässt. [dh]

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