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Insekteninvasion: Brasilien ruft Notstand aus

Auf den Soja-, Mais- und Baumwollfeldern Brasiliens breiten sich Schädlinge immer weiter aus. Für zwei Bundesstaaten hat das Landwirtschaftsministerium am Montag den Notstand ausgerufen, weil die den Raupen der Baumwoll-Kapseleule nur wenig entgegenzusetzen haben. Ob die Gentechnik helfen kann, ist umstritten.

Die Raupen der Baumwoll-Kapseleule (Helicoverpa armigera), einer Schmetterlingsart, treten in Brasilien erst seit circa zwei Jahren als Schädling in Erscheinung. In dieser kurzen Zeit haben sie sich aber schlagartig vermehrt. Für die wichtigen Agrarstaaten Mato Grosso und Bahia hat Landwirtschaftsinister Antonio Andrade daher den Ausnahmezustand erklärt. Nun soll ein Notfallplan ausgearbeitet werden.

In Brasilien werden vor allem gentechnisch veränderte Soja-, Mais- und Baumwollpflanzen angebaut. Diese sind resistent gegen Herbizide oder sondern ein eigenes Gift ab, um Insekten zu töten. Die Zielorganismen, beispielsweise die Raupen des Baumwoll-Kapselbohrers, haben sich vielerorts aber über die Jahre an das Gift gewöhnt. Nun kommt noch die Baumwoll-Kapseleule dazu. Das ist neu, die Saatgutkonzerne haben ihre Gentechnik-Pflanzen nicht auf diese Art ausgerichtet. Unklar ist, ob andere transgene Pflanzen zur Lösung des Problems beitragen können.

Denn während einige Agrarexperten der Behörden für die Nutzung insektengiftproduzierender Pflanzen plädieren, raten andere zur Vorsicht. Bereits im Sommer kritisierte ein Regierungsbeamter den massiven Einsatz von Insektiziden auf Feldern mit gentechnisch veränderten Pflanzen. In solchen Monokulturen könnten sich keine natürlichen Fressfeinde der Raupen entwickeln. Kleine Familienfarmen waren damals noch nicht betroffen, erklärte José Carlos Zukowski vom Ministerium für landwirtschaftliche Entwicklung. Wenn ihre Äcker in der Nähe von Gentechnik-Feldern lagen, sollten sie laut dem Experten aber besonders achtsam sein.

Um weitere Resistenzbildungen der Baumwoll-Kapseleule zu vermeiden, sollten die Farmer zu biologischen Bekämpfungsmethoden statt Pestiziden greifen, so Zukowski weiter. Die Gentechnik könnte sich dabei eher als kontraproduktiv erweisen. So wurden beispielsweise aus Indien resistente Populationen von Helicoverpa armigera gemeldet – dabei sollten die High-Tech-Pflanzen mit ihren Insektiziden genau diese Schädlinge abwehren.

Brasilien produziert große Mengen an Soja und Mais – die Ernte wird größtenteils nach Asien und Europa exportiert und an Tiere verfüttert. Laut der gentechnikfreundlichen Organisation ISAAA war letztes Jahr 88 Prozent des Sojas und Wintermaises gentechnisch verändert, bei Sommermais 62 Prozent. Allerdings beziehen immer mehr Unternehmen aus Europa auch konventionelle Futtermittel aus dem südamerikanischen Land. [dh]

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