Laut einer Greenpeace-Umfrage garantieren zurzeit nur drei von zwölf deutschen Supermärkten, dass für Geflügelfleisch und Eier ihrer Eigenmarken keine gentechnisch veränderten Pflanzen verfüttert werden. Rewe und Tochter Penny sowie tegut wollen das beibehalten, obwohl große Produzenten wie Wiesenhof und Rothkötter nach 14 Jahren aus der gentechnikfreien Fütterung ausgestiegen sind. Die übrigen Einzelhändler und Discounter beließen es bei Lippenbekenntnissen, kritisiert Greenpeace.
Vor zwei Wochen gab der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) bekannt, dass seine Mitglieder bei der Fütterung von Hähnchen und Puten wieder auf Gentechnik-Soja setzen, weil es zu wenig nicht-modifiziertes Soja gebe. Das kommt vor allem aus Brasilien. Brasilianische Produzenten widersprachen sofort, es gebe sogar mehr gentechnikfreies Soja und eine bessere Transportinfrastruktur. Greenpeace und auch der Verband Lebensmittel Ohne Gentechnik glauben daher, dass es der Geflügelindustrie vor allem um den Preis geht. Auch, wenn der Aufschlag für gentechnikfreies Sojafutter laut den Kritikern nur acht Cent pro Hähnchen ausmacht.
Kurz nach dem Ausstieg aus der gentechnikfreien Fütterung senkten Aldi und Lidl die Preise für Geflügelfleisch und begründeten das mit gesunkenen Rohstoffkosten. Laut der Greenpeace-Umfrage wollen beide Discounter (bei Aldi: Nord und Süd) künftig Geflügelfleisch aus Gentechnik-Produktion verkaufen. Das Siegel „Ohne Gentechnik“ lehnen sie ab. Ähnlich halten es demnach Kaufland, Kaiser's Tengelmann, Edeka und Netto. Bei ihnen gebe es höchstens Absichtserklärungen. Edeka hat zwar regional Eier, für die keine Gentechnik verfüttert wurde. Es sei aber unklar, ob das so bleibt.
Bei Norma gibt es auf regionaler Ebene einige Eier mit dem „Ohne Gentechnik“-Siegel, beim Fleisch gab es keine genauen Angaben, ob künftig gentechnikfrei gefüttert wird. Bei real sind alle Eier aus gentechnikfreier Haltung, das eigene Geflügelfleisch aber nicht. Das Siegel „Ohne Gentechnik“ lehnt die Kette ab.
„Der Großteil der deutschen Supermärkte lässt die Verbraucher im Regen stehen“, kommentierte Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin von Greenpeace, die Umfrageergebnisse. „Aldi und Lidl führen dabei das skrupellose Spiel um das billigste Huhn und Ei an. Dabei könnten sie ihre Marktmacht nutzen und dafür sorgen, dass gentechnikfreie Soja Standard in allen Ställen wird und zugleich die Tierhaltung verbessert wird“. [dh]