Der CDU-Politiker Peter Harry Carstensen, ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, ist neuer Kuratoriumsvorsitzender der Gregor Mendel Stiftung. Diese setzt sich für die Belange der Pflanzenzüchtung ein – inklusive der Gentechnik. Mit Carstensen bekommt die Stiftung einen Chef, der über beste politische Kontakte verfügt.
Die Gregor Mendel Stiftung wurde 2002 gegründet. Als Ziel gibt sie die „allgemeine Förderung von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung“ an. Sie ist eng verbunden mit dem Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) – dessen Vorsitzende Stephanie Franck und der Ehrenvorsitzende Kartz von Kameke gehören dem Kuratorium an, die Stiftung sitzt im Gebäude des BDP in Bonn. Zu den Mitgliedern des Verbandes zählen Gentechnik-Konzerne wie Monsanto, Bayer, BASF, Syngenta und KWS.
Dementsprechend tritt der BDP nicht nur für die Interessen großer, konventioneller Züchter ein. „Die Gentechnik wird die klassischen Methoden der Pflanzenzüchtung nicht ersetzen können, bietet aber ergänzende Lösungsansätze für bestimmte Problemstellungen an“, heißt es in einem Positionspapier. Der Verband wendet sich beispielsweise gegen strenge Regeln für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen. „Weitergehende Auflagen dürfen nicht länger die Anwendung zugelassener und sicherer Produkte behindern, die weltweit bereits großflächig genutzt werden“, so die Verbandsposition.
Als Vorsitzender der Gregor Mendel Stiftung wird der ehemalige Ministerpräsident Carstensen wohl eine ähnliche Linie vertreten wie der Lobbyverband BDP. Als der CDU-Politiker 2002 vom damaligen Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber als künftiger Agrarminister gehandelt wurde, schrieb der Spiegel: „Carstensen fungiert auch als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Agrar- und Umweltpolitik, die sich für die gentechnische Forschung in der Pflanzenzucht ausspricht.“ Stoiber plane mit dieser Besetzung „in der Agrarpolitik eine Rolle rückwärts“. [dh]