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NGOs plädieren für unabhängige Wissenschaftsberatung

Mehrere Nichtregierungsorganisationen haben sich dafür ausgesprochen, die wissenschaftliche Beratung in der EU auf eine breitere Basis zu stellen. Diese müsse „unabhängig, objektiv und transparent“ sein, forderten sie in einem Brief an den künftigen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker. Hintergrund ist der Streit um die derzeitige Chefberaterin Anne Glover, die unter anderem für die Agro-Gentechnik eintritt.

Es ist bereits der zweite Brief der NGOs in dieser Sache. Nach dem ersten war ihnen nach eigenen Angaben vorgeworfen worden, die „Integrität und Unabhängigkeit der von der Kommission in Anspruch genommenen wissenschaftlichen Beratung aushöhlen zu wollen.“ Das Gegenteil sei richtig: die Organisationen – unter ihnen Lobbycontrol, Corporate Europe Observatory (CEO), Alliance for Cancer Prevention oder das Centre for International Environmental Law - sorgen sich um eben diese Unabhängigkeit, so lange nicht mehrere Stimmen gehört werden und auch nicht klar ist, welche Ratschläge Glover der Kommission eigentlich gibt. „Interessengruppen haben längst erkannt, dass eine Steuerung umso einfacher ist, je mehr die wissenschaftliche Beratung in die Hände einer einzigen Person gelegt wird“, heißt es in dem Schreiben.

Nicht zufällig hätten nur drei von 28 EU-Staaten eine Chefberater-Position eingerichtet, von denen nur noch Großbritannien daran festhalte. Irland und Tschechien hätten sie wieder abgeschafft. Wenn es nach den NGOs geht, sollte auch die EU das tun. An der Chefberaterstelle festhalten wollten hingegen Industrielobbyisten, meint Jorgo Riss, Leiter von Greenpeace EU.

Die jetzige oberste Wissenschaftsberatin, die schottische Molekularbiologin Anne Glover, war auch wegen ihrer Haltung zur Gentechnik in die Kritik geraten. So sagte sie in einem Interview mit dem österreichischen Standard, sie sei „überzeugt, dass genetisch veränderte Pflanzen viele sehr positive Aspekte haben können: die Ernährung der Weltbevölkerung sicherstellen, den Gebrauch von giftigen Spitzmitteln verringern oder einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung des Klimawandel leisten, da weniger Dünger verwendet werden muss.“ Die gleichen Argumente werden immer wieder von den Herstellern des Gentechnik-Saatguts, überwiegend Chemie-Konzerne wie Monsanto, Bayer und Dow, vorgetragen.

Dabei zeigen offizielle Zahlen aus den USA, wo systematisch gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden, dass der Einsatz von Herbiziden nach einigen Jahren zunimmt. Für die Bekämpfung des Hungers ist aus Sicht vieler Wissenschaftler eher eine gerechtere Ressourcenverteilung und die Förderung einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft nötig als die Konzentration auf teure Technologien. [dh]

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