Saatgut für den Anbau von Mais ist in Deutschland kaum mit gentechnisch veränderten Körnern belastet. Das zeigen die amtlichen Kontrollen der Bundesländer, die Greenpeace und Bioland nun ausgewertet haben. Nur sechs von 455 Proben waren positiv – weniger als im Vorjahr.
„Damit bestätigt sich die Entwicklung der vergangenen Jahre: Gentechnisch verunreinigtes Saatgut wird frühzeitig aus dem Verkehr gezogen und landet kaum auf dem Acker“, teilten die Umweltschutzorganisation und der Öko-Landwirtschaftsverband mit. Gentechnik-Funde machten die Behörden demnach in Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen. Der entdeckte Gentech-Mais stamme von Pioneer, der KWS SAAT AG und Panam France. In Berlin, Bremen, Hamburg und Sachsen-Anhalt wurden keine Analysen durchgeführt.
Die Gentechnik-Gegner begrüßten die Ergebnisse, forderten aber, dass strenge Vorgaben zur gentechnischen Verunreinigung von Saatgut beibehalten werden. „Die Verbraucher wollen gentechnikfreie Lebensmittel und dafür brauchen wir zu hundert Prozent gentechnikfreies Saatgut“, sagte Bioland-Präsident Jan Plagge. „Saatgut ist die Basis unserer Nahrungskette, jede Verunreinigung mit Gentechnik bedeutet ein unkalkulierbares Risiko.“ Die bislang gültige Nulltoleranz gegenüber nicht genehmigten Gentech-Sorten im Saatgut müsse beibehalten werden. Schwellenwerte, wie sie der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter fordert, lehnen Bioland und Greenpeace ab.
Das sieht auch die Saatgut-Initiative Save Our Seeds so. „Jedes Jahr zeigen die Kontrollen, dass Gentechnik im Saatgut nur selten vorkommt. Trotzdem fordert die Agrarindustrie jedes Jahr eine Aufweichung der Regeln, weil sonst angeblich Versorgungsengpässe drohen“, kommentierte Benny Haerlin, Leiter der Kampagne. „Die bisherigen Vorschriften zur Saatgutreinheit sind gut und richtig. Eine Lockerung wäre falsch und widerspräche den Kontrollergebnissen.“
Dirk Zimmermann, Gentechnik-Experte von Greenpeace, forderte erneut ein bundesweites Anbauverbot für gentechnisch veränderte Pflanzen. Dies sei nötig, weil die insektengift-produzierende Maisvariante 1507 von Pioneer bald zugelassen und die Genehmigung für MON810 von Monsanto verlängert werden könnte, wodurch das derzeitige deutsche Verbot wegfiele. Zimmermann kritisierte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), der die Verantwortung für die Regulierung den Bundesländern zuschieben will. „Damit droht ein Flickenteppich innerhalb Deutschlands“, so der Greenpeace-Mitarbeiter. „Schmidt gefährdet damit die Gentechnikfreiheit auf unseren Feldern und unseren Tellern.“ [dh]