Ende 2013 zog eine britische Firma ihren Antrag, gentechnisch veränderte Olivenfruchtfliegen in Spanien aussetzen zu dürfen, vorerst zurück. Die Behörden hatten zusätzliche Daten gefordert. Nun versucht sie es erneut: Bis zu 5.000 Gentech-Insekten pro Woche sollen in die Umwelt entlassen werden. NGOs aus Südeuropa warnen vor ökologischen und wirtschaftlichen Schäden.
Laut Testbiotech, einem gentechnik-kritischen Verein aus München, hat die britische Firma Oxitec den neuen Antrag bereits im März gestellt. Erst im Juli sei er jedoch auf einer Seite der EU veröffentlicht worden. Oxitec, eine Ausgründung der Universität Oxford, an der ehemalige Mitarbeiter des Schweizer Gentechnik-Konzerns Syngenta beteiligt sind, wollte schon diesen Monat mit den Freisetzungen beginnen. Unklar ist, ob die spanischen Behörden den Antrag genehmigt haben. Eine Anfrage des Informationsdienst Gentechnik blieb bislang unbeantwortet.
Oxitec will auf sechs Flächen mit insgesamt weniger als 1.000 Quadratmetern, die eigenen Angaben zufolge acht Kilometer vom Hafen der katalanischen Stadt Tarragona entfernt liegen, gentechnisch veränderte Olivenfruchtfliegen (Bactrocera oleae) freilassen. Sie sollen sich mit den natürlichen Weibchen paaren und dabei Gene weitergeben, die bei den weiblichen Nachkommen zum Tod führen. Dadurch soll die Schädlingspopulation eingedämmt werden, die Olivenproduzenten vor große Probleme stellen kann.
Laut Oxitec sollen pro Woche bis zu 5.000 Gentechnik-Fliegen in die Umwelt entlassen werden, die genaue Zahl hänge von der natürlichen Population ab. Das Verhältnis von genmanipulierten Männchen und ihren natürlichen Artgenossen solle bei 1:1 liegen. Die Olivenhaine sollen mit Netzen bedeckt werden, um ein Entkommen der Gentech-Insekten zu verhindern. Negative Auswirkungen erwartet die Firma nicht.
Mehrere NGOs aus Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Griechenland und Deutschland warnen aber vor unkalkulierbaren Effekten auf die Ökosysteme. Es gebe „eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die künstlichen Gene dauerhaft in den natürlichen Populationen überdauern werden. Die Oxitec-Fliegen sind mit synthetischer DNA ausgestattet, die aus einer Kombination des Erbguts von Meeresorganismen, Bakterien, Viren und anderen Insekten besteht.“ Die Folgen seien unklar. Landwirte könnten Schwierigkeiten haben, ihre Oliven zu verkaufen, wenn darin tote Larven von Gentechnik-Insekten gefunden würden, so die Warnung.
Im Dezember 2013 hatte Oxitec einen ersten Antrag zurückgezogen. Die spanischen Behörden hatten zusätzliche Untersuchungen verlangt, um mehr über mögliche Auswirkungen auf natürliche Feinde der Olivenfruchtfliegen wie Spinnen und auf parasitäre Wespen zu erfahren. Oxitec teilte dem Informationsdienst damals mit, diese Studien in den Folgemonaten durchzuführen. [dh]