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USA: Kennzeichnung wirkt nicht abschreckend

Eine neue Studie scheint ein wichtiges Argument der Gentechnik-Industrie zu entkräften: werden Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen gekennzeichnet, schreckt das Verbraucher nicht unbedingt vom Kauf ab. 60 Prozent der Befragten lehnen Gentechnik in der Lebensmittelproduktion ab, 89 Prozent wollen die Kennzeichnung, fanden Ökonomen der Universität von Vermont heraus. Agrar- und Lebensmittelkonzerne haben in den USA viele Millionen Dollar in Kampagnen investiert, um genau das zu verhindern.

In einigen Bundesstaaten, beispielsweise Kalifornien und Oregon, durften Bürger darüber abstimmen, ob eine verpflichtende Kennzeichnung für Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen per Gesetz eingeführt wird. Die Industrie - darunter Monsanto, BASF, Nestlé und Coca-Cola - wehrte sich dagegen mit millionenschweren PR-Kampagnen. Argument: für Verbraucher würden die Produkte unnötig teurer. Und Arbeitsplätze gingen verloren, weil die Kunden von Hinweisen wie „enthält genetisch veränderten Mais“ abgeschreckt würden.

Die Studie der Fakultät für angewandte Wirtschaftswissenschaften der Uni Vermont bestätigt das nicht: insgesamt habe die Kennzeichnung „keinen direkten Einfluss“ auf die Ablehnung von Gentechnik-Lebensmitteln, erklärte die Autorin, Jane Kolodinsky. Zumindest in Vermont, wo sie in den Jahren von 2003 bis 2015 über 2.000 Bürger befragte.

Demnach nahm die Ablehnung von Gentechnik-Lebensmitteln leicht zu, auf zuletzt 63 Prozent. Im Jahresdurchschnitt lag sie bei 60 Prozent. Doch wesentlich mehr Befragte wollen zumindest wissen, was sie kaufen: 89 Prozent sprachen sich für GVO-Labels aus. Zuletzt stieg der Anteil auf 92 Prozent. „Wir haben keine Belege dafür gefunden, dass die Kennzeichnung als Warnsignal wirkt“, so Professor Kolodinsky.

Interessant ist auch ein anderer Aspekt: unter den Kennzeichnungsbefürwortern änderte sich die Einstellung zur Agro-Gentechnik an sich je nach Bildung und Einkommen. Die Ablehnung von GVO sei unter Menschen mit niedrigen Abschlüssen, bei Alleinerziehenden, aber auch Besserverdienern geringer als in der Mittelschicht.

Ob die Ergebnisse auf andere Bundesstaaten übertragbar sind, ist allerdings nicht klar. Kritiker der Studie halten Vermont für eine Ausnahme. Doch andere, USA-weite Untersuchungen gehen in eine ähnliche Richtung: so befragte das Consumer Reports National Research Center 2014 über 1.000 Verbraucher. Fast drei Viertel waren gegen Gentechnik-Zutaten im Essen, 92 Prozent befürworteten die Kennzeichnung.

Eine Ausnahme ist Vermont trotzdem: als erster Bundesstaat soll dort 2016 eine gesetzliche Kennzeichnung eingeführt werden. Industrie-Klagen dagegen hat die Regierung abgewehrt. Doch Washington könnte das Vorhaben noch verhindern: das Abgeordnetenhaus hat bereits einen Gesetzentwurf gebilligt, der freiweillige Kennzeichnung erlauben, Pflichtlabels aber verbieten würde. Stimmt auch der Senat zu, werden US-Verbraucher wohl auch in Zukunft nicht wissen, ob ihre Lebensmittel Zutaten aus Gentechnik-Pflanzen enthalten. [dh]

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