Der Schweizer Agrochemiekonzern Syngenta hat sich mit klagenden US-Landwirten auf einen Vergleich geeinigt und soll dafür nach Medienberichten gut 1,2 Milliarden Euro zahlen. Der Streit mit Schätzungen zufolge bis zu 400.000 US-Bauern schwelt seit 2013. Damals hatten chinesische Behörden 1,45 Millionen Tonnen US-Mais zurückgewiesen, weil er mit dem in China noch nicht zugelassenen Gentech-Mais Viptera von Syngenta verunreinigt war.
In einem ersten Prozess verurteilte ein Gericht in Kansas Syngenta diesen Sommer dazu, 7.300 klagenden Landwirten 195 Millionen Euro Schadensersatz zu zahlen. Die Landwirte warfen Syngenta vor, sie über die Verhandlungssituation mit China getäuscht zu haben. Syngenta habe den GV-Mais 2011 mit der Ankündigung auf den US-Markt gebracht, eine Importgenehmigung durch China stehe unmittelbar bevor. China habe den Import jedoch erst drei Jahre später erlaubt. Dadurch sei ihnen China als Wachstumsmarkt weggebrochen, klagten die Landwirte. Gleichzeitig seien die Maispreise deutlich gesunken, was sie ebenfalls Syngenta anlasteten.
Da noch zahlreiche ähnliche Verfahren ausstanden, zog Syngenta aus diesem Urteil offensichtlich Konsequenzen. Der nun abgeschlossene Vergleich soll nach Angaben der Agentur Bloomberg sämtliche Ansprüche US-amerikanischer Landwirte abdecken. Deren Zahl schätzt das Unternehmen auf 350.000 bis 400.000. Die Luzerner Zeitung schrieb unter Berufung auf die Research-Agentur Sustainalytics sogar von 440.000 amerikanischen Klägern, die Schadenersatzansprüche von mehr als fünf Milliarden Dollar stellten. Ob sie alle sich auf diesen Vergleich einlassen werden, sei offen. Es könnten auch Landwirte in der Hoffnung auf eine höhere Entschädigung weiter klagen. Unberührt von dem Vergleich sind die Klagen großer Agrarhändler wie Cargill sowie kanadischer Landwirte. Die Luzerner Zeitung gibt die in diesen Fällen verlangten Summen mit 110 Millionen und 250 Millionen Euro an.
All diese Zahlungen reißen ein großes Loch in die Kassen des Konzerns. Dessen Jahresgewinn lag 2016 bei einer Milliarde Euro. Für juristische Streitigkeiten seien nur knapp 100 Millionen Euro zurückgelegt, rechnete die Luzerner Zeitung vor und spielt auf die gerade erst abgeschlossene Syngenta-Übernahme an: „Der ohnehin schon sehr sportliche Preis von 43 Milliarden Dollar, den Chemchina für die Schweizer Chemiefirma auf den Tisch legte, könnte sich als Folge der Altlast also weiter erhöhen“, prognostizierte das Blatt. Dabei steht der nächste Ärger schon ins Haus. Die Maissorte Enogen des Konzerns Syngenta - für die Ethanol-Herstellung gentechnisch verändert - wurde in diesem Frühjahr erstmals auch in Speisemais nachgewiesen. Auch dieser Verunreinigungsfall könnte den Konzern Milliarden kosten. [lf]