Fakten zu Roundup und Glyphosat
Weltweiter Einsatz
Es gibt lediglich Schätzungen*:
- 2010 wurden laut SPIEGEL ca. 1 Million Tonnen Glyphosat verkauft
- 2012 laut Transparency Market Research 718.000 Tonnen. Für die nächsten Jahre wird ein starker Anstieg prognostiziert
- 2014 wurden laut dem Agrarökonomen Charles Benbrook 826.000 Tonnen Glyphosat eingesetzt (davon 747.000 Tonnen in der Landwirtschaft)
- bis 2017 erwarten die Marktforscher bei Global Industry Analysts einen Anstieg des Glyphosat-Markts auf 1,35 Mio Tonnen
Einsatz in Deutschland
- 5.000-6.000 Tonnen Glyphosat in Landwirtschaft und Kleingärten pro Jahr (Absatz 2014: 5.330t, davon 95t an nicht-berufliche Verwender, laut Bundesregierung)
- entspricht circa 25% der Herbizide und 16,67% der Wirkstoffe
- jährlicher Einsatz auf ca. 40% der landwirtschaftlich genutzten Flächen (bei Raps: 87%, bei Körnerleguminosen: 72%, bei Wintergerste: 66%)
- 94 glyphosathaltige Mittel zugelassen (April 2015, laut BVL)
Umsatz für Monsanto durch Roundup
- ca. 2. Milliarden US-Dollar (2010), laut SPIEGEL
Steigende Anwendungstendenz
- Durch den Anbau gentechnisch veränderter, glyphosatresistenter Roundup-Ready-Kulturen steigt auch der Einsatz glyphosathaltiger Herbizide.
- Unkräuter entwickeln mit der Zeit eine Resistenz gegen Glyphosat und führt zusätzlich zu
ständig größeren Menge des Herbizids.
Beispiel USA
- Der Anteil von glyphosat-resistenten Gentechnik-Pflanzen am Sojaanbau beträgt 94% (2015).
- Der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft hat sich von 2002 (49.000 Tonnen) bis 2012 (128.000 Tonnen) nahezu verdreifacht.
- 2013 wuchsen laut US-Landwirtschaftsministerium auf über 28 Mio Hektar Ackerfläche glyphosat-resistente Unkräuter** (zum Vergleich: die deutsche Ackerfläche beträgt "nur" 12 Mio. ha)
Beispiel Argentinien
- Fast 100% des gesamten Sojaanbaus auf 19 Mio. ha basiert auf gentechnisch veränderter Roundup-Ready-Soja (2014).
- Glyphosateinsatz: 200 Mio. Liter, d.h. ca. 10 Liter pro Hektar (2010)
Wirkung
- Glyphosat wird über die grünen Pflanzenteile aufgenommen und führt zum Tod der Pflanze
- Glyphosat-resistente Pflanzen sterben beim Einsatz von Glyphosat nicht
- Im Boden kann Glyphosat die Nährstoffaufnahme bei Kulturpflanzen sowie den glyphosat-resistenten Pflanzen beeinträchtigen, zu höherer Schädlingsanfälligkeit und geringere Erträgen führen.
Abbauprodukt
- Aminomethylphosphonsäure (AMPA)
Zusatzstoff
- Glyphosatmischungen enthalten häufig das Netzmittel Tallowamin (polyethoxyliertes Tallowamin: POEA): führt zur besseren Aufnahme durch Pflanzen, aber auch in tierische und menschliche Zellen
- Anteil in Roundup: bis zu 15 %
- zusätzliches Gift:
- das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit verbot 2011 aus Gesundheitsbedenken Zusatzstoffe, die Tallowamin enthalten. Denn: "Diese Substanzen haben ungünstigere toxikologische und ökotoxikologische Eigenschaften als andere Netzmittel und können die Toxizität der mit ihnen zusammen ausgebrachten Pflanzenschutzmittel erhöhen." Sie seien "akut toxisch für Wasserorganismen" und es bestehe Verdacht auf eine Schädigung des Hormonsystems bei Fischen und Amphibien.
- die übrigen EU-Staaten beschlossen 2016 ein Verbot von POE-Tallowaminen in der Glyphosat-Mischung
Halbwertszeiten
- Glyphosat: 3-250 Tage
- AMPA: 78– 240 Tage (laut NABU)
Gesundheitliche Risiken
- Glyphosat sowie seine Neben- und Abbauprodukte wirken bei direktem Kontakt über Haut oder Atemwege toxisch. Tallowamin erleichtert als Netzmittlel das Eintreten von Glyphosat in pflanzliche Zellen. Damit wird auch der Eintritt in menschliche und tierische Zellen erleichtert, was die Toxizität von Glyphosat erhöht (die EU-Staaten beschlossen 2016 ein Verbot von POE-Tallowaminen in der Glyphosat-Mischung)
- Glyphosat kann zur Schädigung menschlicher Zellen und Störungen der Embryonalentwicklung bei Wirbeltieren führen. Es gibt Hinweise darauf, dass es in die Hormonbildung eingreift und krebserregend ist.
- Seit März 2015 führt die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) das Spritzmittel Glyphosat in der zweithöchsten Gefahrengruppe 2A („wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“).
- In Regionen Lateinamerikas, in denen großflächig glyphosatresistente Pflanzen angebaut werden und Glyphosat in hohem Ausmaß als Herbizid eingesetzt wird, gibt es eine erhöhte Rate an Fehlgeburten, Fehlbildungen von Neugeborenen und Krebserkrankungen. Dieser Zusammenhang wurde bisher aber nur wenig untersucht.
- Glyphosat sowie seine Neben- und Abbauprodukte können über verschiedene Wege auf Pflanzen, Tiere und Menschen übertragen werden: z.B. direkte Applikation, Aufnahme über den Boden, über Nahrung und über die Haut
Umweltrisiken
- Die negative Wirkung auf die Aufname von Mikronährstoffen führt zu einem höheren Düngereinsatz.
- Die Vernichtung von Wildkrautflora sowie der Verlust von Nahrungsquellen und Lebensräumen führt zur Reduktion der Biodiversität.
- Durch den massiven Einsatz von Glyphosat entstehen Resistenzen. Dies führt zu einem noch stärkeren Glyphosateinsatz und der Mischung mit weiteren Herbiziden.
- Mycorrhiza Pilze, welche die Vitalität vieler Kulturpflanzen positiv beeinflussen, können durch Glyphosat negativ beeinflusst werden: So auch die Knöllchen-Bakterien, die eine entscheidende Rolle bei der Stickstoffversorgung von einigen Kulturpflanzen spielen.
- Das Autreten von Schadpilzen wird durch Glyphosat begünstigt.
- Auch direkte Schadeinwirkung von Glyphosat auf das Wurzelsystem sind bekannt.
Quellen
Internationale Krebsforschungsagentur IARC (2015): Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend"
Antoniou, Carrasco et al. (2010): GV-SOJA Nachhaltig? Verantwortungsbewusst?
NABU: FAQ Glyphosat
ISIS (2012): Glyphosate Toxic to Mouth Cells & Damages DNA, Roundup Much Worse
Informationsdienst (2012): Spritzmittel tötet gute Bakterien im Körper
Deutschland
- In Deutschland sind derzeit 100 glyphosathaltige Mittel zugelassen (Stand November 2017, Quelle: BVL)
- Das BVL verbietet im Dezember 2011 tallowaminhaltige Zusatzstoffe, aber nicht Fertigprodukte, in denen auch Tallowamine enthalten sind.
Neubewertung
- Glyphosat hat in der EU im Jahr 2002 eine Zulassung für 10 Jahre erhalten. Die Zulassung basierte auf einer "grauen Liste", d.h. auf Daten, die von der Industrie geliefert wurden
- Eine Neubewertung stand für 2012 an, wurde aber auf 2015 verschoben.
- 2015 stufte die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der WHO Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" für Menschen ein. Für die EU entscheidend ist jedoch die Beurteilung durch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die EU-Lebensmittelbehörde (EFSA): beide halten das Mittel weiterhin für "wahrscheinlich nicht krebserregend". Im November 2015 wurde der EFSA-Abschlussbericht veröffentlicht.
Herbizidresistente Pflanzen in Europa
- Bisher ist in der EU der Import und die Verarbeitung glyphosatresistenter Gentechnik-Pflanzen in Futter- und Lebensmitteln erlaubt, jedoch nicht deren Anbau. Das könnte sich jederzeit ändern. Monsanto, Syngeta aber auch die KWS Saat AG haben Anträge auf Anbau-Zulassungen gestellt (z.B. Mais GA21 von Syngenta), die von der Lebensmittelsicherheitsbehörde der EU-Kommission (EFSA) positiv bewertet wurden. Einige Anträge wurden von den Entwicklern selbst zurückgezogen (Mais NK603 von Monsanto, Zuckerrübe H7 von KWS Saat AG / Monsanto etc.).
EU-Grenzwerte
- EU-Grenzwerte für Glyphosast-Belastung:
Es gibt zwar EU-weit festgelegte Grenzwerte für Glyphosat, jedoch fehlt es an einem effektiven Kontrollsystem zur Überprüfung der Einhaltung der Grenzwerte, insbesondere bei importierter Soja.
- Lebensmittel: die zugelassenen Höchstmengen variieren stark: so dürfen Soja-Bohnen mit einer 20-fach höheren Menge Glyphosat belastet sein als Mais und mit der doppelten Menge wie Weizen.
- Menschen: zulässige tägliche Aufnahmemenge (Acceptable Daily Intake – ADI) für Menschen liegt bei 0,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewich. Die EFSA schlug 2015 vor, den Wert auf 0,5 mg/kg zu erhöhen.
- Für POE-Tallowamine gibt es keine festgelegten Grenzwerte und so gut wie keine standardisierten Testfverfahren. Die EU-Staaten beschlossen 2016 ein Verbot von POE-Tallowaminen in der Glyphosat-Mischung