Dossier

Gentechnik & Glyphosat ("Roundup")

Roundup-Einsatz und Gentechnik-Pflanzen

Die große Mehrheit der weltweit angebauten gentechnisch veränderten Pflanzen ist hebizidresistent, das heißt widerstandsfähig gegen Pflanzengifte. Werden die Spritzmittel also auf dem Acker versprüht, stirbt alles Grün ab, nur die angebauten herbizidresistenten Nutzpflanzen überleben und gedeihen. Das Gentechnik-Saatgut für die Pflanzen sowie die Spritzmittel werden meist vom selben Hersteller angeboten. Der US-Konzern Monsanto ist Marktführer beim Verkauf von gentechnisch veränderter RoundupReady Soja und dem dazugehörigen Spritzmittel Roundup. Großflächiger Anbau in den USA sowie in Lateinamerika spült Milliarden in die Kassen von Monsanto. Doch während die Konzern-Kassen klingeln, leiden Menschen und Umwelt.

Unkräuter werden resistent

Das Problem ist, dass auch die Unkräuter mit der Zeit widerstandsfähig werden gegen die Pflanzengifte. Durch die einseitige Anwendung von Roundup und dessen Wirkstoff Glyphosat bilden sich immer mehr Resistenzen heraus. Die häufige Reaktion der Landwirte und Empfehlung der Agrar-Konzerne: noch mehr und verschiedene Gifte spritzen. Eine weitere Strategie der Gentechnik-Konzerne besteht darin, neue Pflanzen zu entwickeln, die mehrere Resistenzen aufweisen (sogenannte "Stacked Events").

Menschen werden krank

Der vermehrte Einsatz von Pflanzengiften bedroht auch Landwirte, Saisonarbeiter und Anwohner. In Argentinien lebt die Bevölkerung teilweise direkt an den Feldern und klagt über Missbildungen, Fehlgeburten und Krebserkrankungen. Der Verein Testbiotech berichtete zudem, dass Glyphosat-Rückstände in Futter- und Lebensmitteln gesundheitliche Gefahren für Verbraucher mit sich bringen können. Es ist nicht auszuschließen, dass insbesondere Zusatzstoffe wie POE-Tallowamine, die als Benetzungsmittel dienen, auch in tierische Produkte und damit in unsere Nahrungskette übergehen. In der EU wurde die Beimischung von POE-Tallowaminen im Juli 2016 vorerst untersagt.

Das Medizinische Labor Bremen schrieb 2012: "Die Einschätzung von Glyphosat und seiner Begleitstoffe (POEA) als unbedenkliches Herbizid hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Neue Studien weisen auf deutliche gentoxische, reproduktionstoxische, hormonelle und zellschädigende (Plazenta, Nabelschnur, Embryo) Wirkungen hin." zur Mitteilung des Labors

Glyphosat: Krebserregend oder nicht?

Im März 2015 stuft die Internationale Agentur für Krebsforschung IARC Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA, die Europäische Chemikalienagentur ECHA und das Bundesinstitut für Risikoforschung BfR kommen in ihren Berichten hingegen zum Schluss, dass es keine Anhaltspunkte für eine krebserregende Wirkung von Glyphosat gäbe. Im März 2017 moniert Professor Christopher Portier, ehemaliger Direktor des National Institute of Environmental Health Sciences der USA in einem offenen Brief an Kommissionspräsident Juncker die Berichte und wirft den Behörden vor, entscheidende Studien bei ihren Berichten nicht berücksichtigt und wissenschaftliche Fehler gemacht zu haben. Die EU-Kommission forderte Stellungnahmen. Noch konnten nicht alle Zweifel an den Berichten ausgeräumt werden. "Das gesamte Risikobewertungsverfahren gehört neu aufgerollt", fordert der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling.

Studien

Studie zeigt Ausmaß von Glyphosat-Rückständen im Boden

Glyphosat und sein Abbauprodukt AMPA bleiben im Boden gespeichert. In 45% der europäischen Top-Böden sind die Giftstoffe im Rahmen einer Großstudie der gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission, dem Joint Research Center und der Universität Wageningen gefunden worden. Die Wissenschaftler weisen im Rahmen der Studie auf mögliche negative Auswirkungen auf Artenvielfalt, das Wasserleben und die menschliche Gesundheit hin. Sie geben keine Empfehlung für eine erneute Zulassung von Glyphosat für den europäischen Markt.

Großstudie von Silva V. et al., Oktober 2017

Glyphosat verbreitet sich über Luft in der Natur

In einer Studie belegen Wissenschaftler der Universitäten Wageningen, Leuven und Shiraz im Iran ein hohes Risiko, dass Glyphosat und sein Abbauprodukt AMPA mit Staub in der Luft transportiert werden. Die Gifte gelangen mit dem Wind weit über die landwirtschaftlich genutzten Flächen hinaus an Orte, an denen Mensch und Umwelt ihnen ausgesetzt sind. Die Wissenschaftler fanden Glyphosat und AMPA hochkonzentriert in Bodenpartikeln. Die höchsten Glyphosat- und AMPA-Gehalte fanden sie in den kleinsten Bodenfraktionen (PM10 und weniger), die leicht eingeatmet werden können.

Studie von Célia P.M. Bento et al., September 2016

Glyphosat beeinträchtigt Bienen-Orientierung

Wissenschaftler der Freien Universität Berlin und der Universität Buenos Aires fanden heraus, dass Bienen, die eine Zuckerlösung mit geringen Mengen Glyphosat aufgenommen hatten, länger brauchten, um zurück in den Stock zu finden und dabei Umwege flogen. Ihr Orientierungssinn hatte sich also verschlechtert – auch bei Glyphosatmengen, die üblicherweise in der Landwirtschaft zu finden seien, so die Forscher. mehr...

zur Studie im Journal of Experimental Biology, September 2015

Glyphosat beeinflusst Regenwürmer

Österreichische Forscher fanden heraus, dass „Roundup“ die Aktivität von Regenwürmern deutlich verringert. Auch die Fruchtbarkeit der nützlichen Tierchen leidet. Die Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur verzeichneten „deutlich“ gesunkene Vermehrungsraten. Beim Kleinen Wiesenwurm (A. caliginosa) schlüpfte, wenn kein „Roundup“ angewendet wurde, aus 71 Prozent der Kokons Nachwuchs. Bei Herbizidanwendung waren es nur 32 Prozent. mehr.../ Studie in Scientific Reports, August 2015

Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend"

Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC, eine Einrichtung der WHO, hat Glyphosat 2015 in die zweithöchste Gefahrengruppe 2A ("wahrscheinlich krebserregend beim Menschen") eingestuft. Grundlage sind hunderte Studien.

IARC-Experten erläuterten die Beurteilung Glyphosats auch im Deutschen Bundestag.

Im März 2016 bekräftigte die IARC diese Einstufung: "The IARC Monographs evaluation is based on the systematic assembly and review of all publicly available and pertinent studies, by independent experts, free from vested interests. It follows strict scientific criteria, and the classification system is recognized and used as a reference all around the world. (...) To  reach  these  conclusions, IARC reviewed about 1000 studies."

Studie bestätigt Giftigkeit von Glyphosat-Zusatzstoffen

Eine neue Studie französischer Wissenschaftler bestätigt die Annahme, dass die in Roundup und anderen glyphosat-haltigen Pestiziden als Zusatzstoffverwendeten PEO-Tallowamine besonders giftig sind. Gefährlich sind sie insbesondere auch für menschliche Zellen. Die Studie erschien im renommierten Journal "Toxicology".

ScienceDirect: Ethoxylated adjuvants of glyphosate-based herbicides are active principles of human cell toxicity (online September 2012, print Frühjahr 2013)

Mehr Gift durch den Anbau von Gentechnik-Pflanzen

Charles Benbrook von der Universität Washington State analysierte den Verbrauch von Unkrautvernichtungsmitteln seit 1996, dem Jahr der Einführung von Gentechnik-Pflanzen. Der Anbau von glyphosat-resistenten Pflanzen habe zu einem Anstieg der Herbizidmenge um 239 Millionen Kilogramm zwischen 1996 und 2011 geführt.

Benbrook: Impacts of genetically engineered crops on pesticide use in the U.S. – the first sixteen years

Studie: Zell- und DNS-Schäden in Mund und Rachen durch Roundup

Das auch hierzulande häufig verwendete Spritzmittel Roundup des Konzerns Monsanto (Wirkmittel Glyphosat) ruft beim Einatmen Zell- und Erbgutschäden in Mund und Rachen hervor. Vor allem Landwirte sind betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Krebsforschung an der Medizinischen Universität Wien.

Zusammenfassung der Studie (in Englisch), Juli 2012

Gesundheitsrisiken durch Pestizide in Gentechnik-Landwirtschaft

Eine Studie der argentinischen Forscherin Silvia Lopez und ihrer KollegInnen untersucht die Auswirkungen des Pestizideinsatzes in der Gentechnik-Landwirtschaf Südamerikas auf die menschliche und tierische Gesundheit.

Darin schreiben sie u.a.:

- "Die bisher verfügbaren Daten erlauben uns den Rückschluss, dass Glyphosat nicht mit einem IPM (Integrated Pest Management), das auf natürliche Fressfeinde setzt, kompatibel ist. Die Bewahrung der Biodiversität scheint eine solide Alternative für eine nachhaltige Landwirtschaft zu sein. Dennoch ist die Erhaltung der Artenvielfalt in natürlichen und landwirtschaftlichen Umgebungen durch den intensiven und kontinuierlichen großflächigen Einsatz von Glyphosat bedroht." (S. 63)

- "Die Ergebnisse, die GBH [Glyphosat-basierte Herbizide] (und möglicherweise andere Chemikalien) mit einer erhöhten Aktivität des RA-Signalwegs [retinoic acid] in Verbindung bringt, könnte das häufigere Auftreten von embryonalen Missbildungen und spontanen Schwangerschaftsabbrüchen erklären, die bei Bevölkerungen auftreten, welche mit Pestiziden in Berührung kommen." (S. 63)

 <link fileadmin files infodienst dokumente>Link zur Studie [Englisch] aus: Advances in Molecular Toxicology (2012)

Bericht: EU ignoriert Gefahren durch Roundup

Laut dieses Berichts wussten sowohl die Industrie also auch die EU-Kommission schon seit Langem von der Gefährlichkeit von Roundup. Auch dass der Wirkstoff schon geringen Mengen Schädigungen hervorrufen kann, war wohl bekannt. Die Autoren des Berichts kritisieren außerdem, dass die Öffentlichkeit über die Gefahren nicht informiert wurde.
Earth Open Source: Roundup and Birth Defects - Is the public being kept in the dark?, Juni 2011

Glyphosat & Agro-Gentechnik

Diese Studie beschreibt die Risiken des Anbaus herbizidresistenter Pflanzen für die Umwelt und die konkreten Gesundheitsgefahren für den Menschen. Mit dem Anstieg des Anbaus steigt auch der Verbrauch der Herbizide. Insbesondere in den USA und Lateinamerika wird RoundupReady-Soja großflächig angebaut. Dort werden Böden und Gewässer vergiftet und die Menschen leiden an Krebs und Fehlbildungen, weil sie in direkter Umgebung der Felder leben.
NABU: Glyphosat & Agro-Gentechnik, April 2011
NABU-Dokumentarfilm: Krankheit, Unfruchtbarkeit, Tod, Januar 2011

Videos

Filme und Videos zu Glyphosat und Gentechnik finden Sie hier

GV-Soja: Nachhaltig? Veranwortungsbewusst?

Der argentinische Professor Andrés Carrasco und seine Kollegen weisen in einer Studie die Gefährlichkeit des Spritzmittels Roundup nach, das auf Gentechnik-Soja-Äckern massenweise angewendet wird. Auf der Konferenz Gentechnikfreies Europa 2010 in Brüssel stellte Carrasco seine Studie vor, die sich mit den Auswirkungen des meistverkauften Pestizids auseinandersetzt. Die Studie widerlegt die Behauptungen der Gentechnik-Industrie, die den Anbau von Gentechnik-Soja stets als nachhaltig verkaufen will. Die Studie (auch auf deutsch), Interviews und Fotos finden Sie bei GMWatch:

GMWatch: GM Soy: Sustainable? Responsible? Reports
Studie auf deutsch
Zusammenfassung

Séralini: Schädigung menschlicher Zellen durch Glyphosat

Rückstände des Herbizids Glyphosat können bei menschlichen Zellen schädlich und sogar tödlich wirken - selbst bei sehr niedrigen Mengen. Das ergibt eine französische Studie der Universität Caen. Das französische Forscher-Team untersuchte die Wirkung von vier Herbiziden in der Zusammensetzung des Monsanto-Produkts auf unterschiedliche menschliche Zellgruppen. Trotz einer 1000-fachen Verdünnung führte der Einsatz zu einem völligen Zellsterben in nur 24 Stunden, er blockierte die Zellatmung und verursachte DNA-Schäden.
Benanchour, Seralini: Glyphosate Formulations Induce Apoptosis and Necrosis in Human Umbilical, Embryonic, and Placental Cells, Januar 2009

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