Die Futtermittelindustrie erhöht den Druck auf EU-Politiker, bestimmte gentechnisch veränderte Pflanzen in der EU schneller zuzulassen. Der Präsident des Deutschen Verbands Tiernahrung e.V. (DVT), Helmut Wulf, spricht von einem untragbaren Risiko für die Branche aufgrund der Null-Toleranz-Regelung in der EU. Diese bewirkt, dass Futtermittel, die mit in der EU nicht zugelassenen Gentechnik-Pflanzen verunreinigt sind, nicht in die EU importiert werden dürfen. Wulf hofft nun auf den EU-Ministerrat, der die Zulassung einzelner Sorten von Gentechnik-Pflanzen beschleunigen könnte. Die europäische Agrar- und Ernährungsindustrie bekäme sonst einen gravierenden Wettbewerbsnachteil. Gentechnik-Kritiker hingegen plädieren dafür, die Verunreinigungsskandale, die von der Gentechnik-Industrie durch Nachlässigkeit verursacht wurden, nicht dafür zu nutzen, das EU-Zulassungssystem auszuhöhlen. Ganz im Gegenteil müssen Zulassungen von Gentechnik-Pflanzen ausgesetzt werden, da sich die EU-Kommission auf Urteile der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) stützt, die wegen ihrer idustriefreundlichen Haltung in die Kritik geraten ist.
Einige Hersteller der Molkereibranche machen sich von der Problematik der Futtermittelimporte unabhängig. Campina, eine der größten europäischen Molkereien, hat für seine Landliebe-Produkte gänzlich auf „Ohne Gentechnik“ umgestellt. Die Kühe bekommen kein importiertes Soja sondern ausschließlich gentechnikfreie Futtermittel aus überwiegend heimischem Anbau zu fressen. Mit Erfolg: Der Umsatz für die Landliebe-Milch konnte in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 7,7% gesteigert werden.