Sind Gentechnik-Pflanzen sicher oder nicht? Die Debatte um diese Frage wird bei jedem Antrag auf die Zulassung neuer Pflanzen in der EU geführt, meist mit unbefriedigendem Ergebnis. Populärstes Beispiel ist die Diskussion um den Anbau des MON 810. Jahrelang war die Sicherheit des Gentechnik-Maises von Kritikern angezweifelt worden. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA), zuständig für die Sicherheitsprüfung, steht bei der Debatte besonders in der Kritik, weil sie lediglich Studien und Daten der Antragssteller der Pflanzen für ihre Bewertungen heranzieht. Mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerüstet, verbot Landwirtschaftsministerin Aigner den Anbau in Deutschland im April dieses Jahres schließlich. Gentechnik-Befürworter hielten Erkenntnisse und Studien dagegen und kritisierten das Verbot.
Die neu gegründete Expterengruppe Testbiotech bringt nun neuen Schwung in die Debatte. Sie kritisiert die Sicherheitsprüfung von gentechnisch veränderten Pflanzen und hat dazu gestern einen Bericht vorgelegt. Darin wird das Konzept der Risikobewertung insgesamt angegriffen. Das Problem sei, dass Gentechnik-Pflanzen grundsätzlich anders funktionieren als konventionelle. Bisher wurde davon ausgegangen, dass man durch einen gezielten gentechnischen Eingriff ganz bestimmte Eigenschaften verändern kann. Bei der Gentechnik wird jedoch das natürliche System der Genregulation durchbrochen. Dadurch werden die Aktivitäten von hunderten von Genen verändert, was sich auf den gesamten Organismus auswirken kann. Unvorhergesehene Eigenschaften von Gentechnik-Pflanzen ließen sich so erklären, so Christoph Then, Mitverfasser der neuen Studie. Diese Erkenntnisse müssten Einfluss auf die Sicherheitsprüfungen von Gentechnik-Pflanzen haben, die für EU-Zulassungen herangezogen werden. Deshalb fordern die Experten einen Crash-Test, der untersucht, wie die Pflanzen unter Stressbedingungen reagieren und welche ungewollten Eigenschaften auftauchen. Die Studie "Risk reloaded" wurde gestern der Vizepräsidentin des Ausschuss für Umwelt, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit des Europäischen Parlaments, Corinne Lepage, bei einem Treffen übergeben.