Die neue EU-Kommission hat heute nach langem Ringen die Gentechnik-Kartoffel Amflora der Firma BASF zum Anbau zugelassen. Es ist die erste Anbauzulassung in der EU seit 1998. Nicht nur aus der Bevölkerung gab es viel Protest, auch offizielle Organisationen wie die EU-Arzneimittelbehörde und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatten Bedenken. Denn die Kartoffel enthält ein Resistenzgen gegen ein Antibiotikum, das auch in der Humanmedizin genutzt wird. Das Risiko wird durch den Zulassungsantrag deutlich: Zwar soll die Kartoffel nicht als Lebensmittel verwendet werden, Verunreinigung in Lebensmitteln sollen aber toleriert werden. Gentechnisch veränderte Organismen sind eben schwer kontrollierbar und wer Gentechnik anbaut, soll so vor Haftungsansprüchen geschützt werden. Ob außer der BASF überhaupt jemand Interesse am Anbau der Amflora hat, ist fraglich. Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt den Anbau ab, außerdem gibt es längst gentechnikfreie Alternativen: Die Firma EUROPLANT hat eine konventionelle Kartoffel entwickelt, die vergleichbare Eigenschaften hat, sich also hervorragend für die Stärkeproduktion eignet.
Doch auch die Bundesregierung macht sich für BASF-Interessen stark. Verbraucherministerin Aigner hat angekündigt, den Anbau der Kartoffel in Deutschland nicht zu verhindern. Schon der schwarz-gelbe Koalitionsvertrag gab die Richtung an: Der Anbau der Amflora solle gefördert werden. Mit den Folgen des Anbaus müssen sich Verbraucher und gentechnikfreie Hersteller herumschlagen. „Nun kommen auf die Kartoffelhersteller erhebliche Zusatzkosten für Tests, Kontrollen und Voruntersuchungen zu“, gibt Martin Häusling von den Grünen im Europäischen Parlament zu bedenken. Greenpeace-Experte Martin Hofstetter zeigt sich schockiert und fordert Ilse Aigner auf, den Anbau der Amflora in Deutschland zu stoppen.
Die Kommission hat außerdem grünes Licht für den Import und die Verarbeitung von drei weiteren Gentechnik-Mais-Sorten von Monsanto gegeben.