Das Europäische Patentamt (EPA) hat letzte Woche ein Patent auf ein Rinder-Zuchtverfahren und das dabei gesammelte Sperma bestätigt. Das von der US-Firma XY LLC stammende Patent beinhaltet ein Verfahren, bei dem Sperma für die künstliche Besamung mithilfe einer Apparatur selektiert wird, um das Geschlecht für Nachkommen zu bestimmen. Patentrechtlich geschützt ist auch das dadurch ausgewählte Sperma. Das Bündnis „Kein Patent auf Leben“ warnt vor Auswirkungen auf die Landwirtschaft, weil künstliche Besamungen in der Rinderzucht bereits weit verbreitet sind. Eine endgültige Entscheidung wurde ins nächste Jahr verschoben.
2005 legten die Grünen im Europäischen Parlament und Greenpeace Einspruch gegen das Patent ein. Es geriet bereits damals in die Schlagzeilen, weil es sich ursprünglich auch auf die Geschlechtswahl bei Menschen erstreckte. Dieser Teil wurde mittlerweile widerrufen. Dass nun jedoch immer noch Tierzuchtverfahren und selektiertes Sperma als Erfindung angesehen werden, alarmiert Kritiker. Schon lange steht die Forderung im Raum, das europäische Patentrecht zu überarbeiten und Patente auf Lebewesen zu verbieten. Unterstrichen wird diese Dringlichkeit mit einer heute veröffentlichten Schwarzen Liste europäischer Patente. Darauf zu finden sind neben Bier, Brot und Bergtee auch Schimpansen sowie Sperma und Eizellen von Menschen.