In den USA prüft eine dem Landwirtschafts- ministerium zugeordnete Behörde derzeit die Zulassung einer gentechnisch veränderten Apfelsorte. Das Unternehmen Okanagan Specialty Fruits hat einen entsprechenden Antrag eingereicht und hofft darauf, seine Apfelkreation bald vermarkten zu dürfen.
Dieses Mal versprechen die Gentechniker allerdings nicht, wie sonst üblich, ein Ende des Welthungers oder die Bekämpfung von Krankheiten. Der neue Apfel soll nur eins: gut aussehen. Wird er aufgeschnitten, soll er nicht bräunen, sondern möglichst lange möglichst frisch erscheinen. Dafür wurde dem „Arctic Apple“ ein Genkonstrukt eingebaut, welches das für das natürliche Bräunen verantwortliche Enzym unterdrückt. Von dieser optischen Aufhübschung erhofft man sich beim herstellenden Unternehmen die Umkehr eines Trends der vergangenen Jahre: des abnehmenden Verzehrs von Äpfeln in dem Land, das so stolz auf seinen Apfelkuchen ist.
Der Chef von Okanagan Specialty Fruits, Neal Carter, sieht in den frisch wirkenden Gentech-Äpfeln das richtige Mittel, den Appetit seiner Landsleute auf die runde Frucht anzuregen. Denn mit ihnen könne man mundgerechte Apfelschnitten anbieten, die beliebter seien als ganze Äpfel. Ein solcher sei nämlich „für viele Leute eine zu große Verpflichtung“, beteuerte er gegenüber der New York Times. Durch die gentechnische Veränderung müssten die Apfelschnitten dann nicht mehr, wie heute in vielen US-amerikanischen Supermärkten und Fast-Food-Filialen üblich, mit Vitamin C und Calcium behandeln, damit sie nicht so schnell braun werden.
Alles also nur harmlose, aber dem Geschäft zuträgliche Kosmetik? Umwelt- und Verbraucherschützer sowie Bio-Bauern hegen daran natürlich ihre Zweifel. Sie warnen vor gesundheitlichen Schäden oder gentechnischen Verunreinigungen bislang gentechnikfreier Äpfel. Doch auch der Spitzenverband der amerikanischen Apfelproduzenten, die U.S. Apple Association, meldete Bedenken an. Dort befürchtet man vor allem, dass das positive Bild vom Apfel als gesundem Nahrungsmittel unter dem gentechnischen Eingriff leiden könnte. Und das mit gutem Grund: bei einer Umfrage im benachbarten Kanada, wo der Gentech-Apfel ebenfalls auf seine Zulassung wartet, lehnten ihn fast 70 Prozent der Befragten ab.