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Die Gentechnikpolitik des Nestlé-Konzerns

Aus den oberen Etagen des weltgrößten Lebensmittelkonzerns verzeichneten Beobachter zuletzt „widersprüchliche“ Stellungnahmen zur Agro-Gentechnik. Doch Nestlé arbeitet nach wie vor mit gentechnisch veränderten Organismen – und spielt deren Bedeutung höchstens aus strategischen Gründen herunter.

Für einige Überraschung sorgte jüngst Hans Johr, der die Abteilung für nachhaltige Landwirtschaft des Konzerns leitet. Das Medium Food Navigator führte ein Interview mit dem Manager und fasste dessen Kernaussage so zusammen: „Genetisch veränderte (GV) Lebensmittel sind für die Ernährung der Welt nicht notwendig und die Industrie würde mehr davon profitieren, Ressourcen nachhaltiger zu nutzen und andere Techniken anzuwenden.“

In scheinbarem Gegensatz dazu hatte Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck-Letmathe kürzlich in einem Gespräch mit der österreichischen Zeitung Kurier verkündet: „Ich halte Europas Einstellung zur Gentechnik für einen Blödsinn. Hier trifft die Politik falsche Entscheidungen. Bis heute ist auf der Welt nachweislich noch kein Mensch an einem Gentechnik-Agrarprodukt gestorben.“ Nestlé hat weltweit viele solcher Produkte im Sortiment. In Deutschland verwendet der Lebensmittelmulti lediglich aufgrund der „Bedürfnisse und Anforderungen der Verbraucher“ keine Gentechnik, wie es auf der Internetseite heißt. Der Verzicht auf gentechnisch veränderte Zutaten in Europa erfolgt also keineswegs aus Einsicht, sondern aufgrund der Verhältnisse am Markt.

Andernorts trifft dies nicht zu. So steckte der Konzern im US-Bundesstaat Kalifornien in nur wenigen Wochen 1,17 Millionen Dollar in eine Kampagne gegen eine mögliche Kennzeichnungspflicht gentechnisch veränderter Inhaltsstoffe. Und das, obwohl das Unternehmen hierzulande auf „gesetzliche Kennzeichnungsregeln“ verweist, anhand derer sich Verbraucher informieren könnten. In Brasilien war gar erst ein Gerichtsurteil nötig, um Nestlé dazu zwingen, auf seinen Produktverpackungen Gentechnik auszuweisen. Nun müssen gelbe Warndreiecke und die Bezeichnung „transgen“ aufgedruckt werden.

Die Einstellung der Nestlé-Führung zur Gentechnik dürfte trotzdem unverändert positiv sein, auch wenn die Bedeutung der Risikotechnologie in den jüngsten Aussagen ein wenig relativiert wurde. Dies geschah vermutlich vor allem aus Sorge um das Image des Konzerns in der Öffentlichkeit. Gerade das Statement Hans Johrs, dass die Gentechnik unnotwendig sei, muss in diesem Zusammenhang gesehen werden. Immerhin ist er als Nachhaltigkeitschef wohl mehr als andere dem grünen Antlitz Nestlés verpflichtet.

Und falls sich in der EU der Wind einmal drehen sollte, ist das Unternehmen vorbereitet: Der Lebensmittelmulti hält in Europa einige Patente auf gentechnisch veränderte Produkte, darunter beispielsweise eines auf löslichen Gentechnik-Kaffee. Die gentechnisch veränderte Kaffee-Pflanze hat sich Nestlé ebenfalls schützen lassen.

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