In Niedersachsen wird darüber nachgedacht, ein Modellprojekt zur Verankerung der Gentechnik im Unterricht deutlich auszuweiten. Dagegen äußern Verbraucherschutzverbände nun Bedenken. Das Bündnis für Gentechnikfreie Landwirtschaft Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Greenpeace Hannover fordern in einer gemeinsamen Presseerklärung, das umstrittene Projekt „HannoverGEN“ zu stoppen und keine öffentlichen Mittel für eine einseitig positive Darstellung der Risikotechnologie mehr bereitzustellen.
Der Umweltchemiker und Biologe Heribert Wefers hat HannoverGEN unter die Lupe genommen und stellte dessen einseitige Ausrichtung fest. Letztendlich gehe es dabei um eine staatlich geförderte „Akzeptanzbeschaffung für die Agro-Gentechnik“ in Schulen. Die Verbraucherschutzorganisationen befürchten, dass die niedersächsische Regierung das mit knapp einer Million Euro finanzierte HannoverGEN nun auf 50 Schulen im Bundesland übertragen wird. Insgesamt könnte „NiedersachsenGEN“ 13 Millionen Euro an Steuermitteln kosten. Anfang 2013 soll die Entscheidung fallen.
Mit den für HannoverGEN bereitgestellten Materialien, die im Schulunterricht eingesetzt wurden, sollte laut Wefers auch eine negative Darstellung derjenigen, die der Gentechnik skeptisch gegenüber stehen, erreicht werden: „Auch andere 'Bewertungen' und 'Fakten' zeichnen vom Agro-Gentechnik-Gegner eher ein ungünstiges, uninformiertes, unsachliches, vor allem jedoch unattraktives Bild, während der Befürworter sachlich, reflektiert und zukunftsorientiert erscheint. Bis in die Sprache hinein erweisen sich die Materialien als suggestiv. Pro-Argumente werden häufig als Fakten dargestellt, contra-Argumente häufig lediglich als Möglichkeit.“
David Petersen von Greenpeace Hannover bezeichnete es als „Skandal“, dass die schwarz-gelbe Koalition in Niedersachen die Schülerinnen und Schüler unterschwellig zu Gentechnik-Befürwortern machen wolle: „Die Landesregierung hat immer wieder betont, dass sie in der Gentechnik eine Schlüsseltechnologie für die Landwirtschaft sieht und dass das massive Akzeptanzproblem in der Bevölkerung dem entgegen steht. Besonders fragwürdig ist in der Hinsicht die federführende Rolle des niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. Es entsteht unweigerlich der Eindruck, dass in den Schulen unter dem Deckmantel der Aufklärung mehr Akzeptanz für Agro-Gentechnik geschaffen werden soll.“
Das Bündnis für Gentechnikfreie Landwirtschaft und Greenpeace forderten die niedersächsische Regierung und die anderen Parteien auf, vor der anstehenden Landtagswahl zu dem Schulprojekt Stellung zu beziehen.