Zwei Pharmaunternehmen haben sich vom Europäischen Patentamt mehrere gentechnisch veränderte Säugetiere rechtlich schützen lassen – darunter auch Schimpansen. Darauf weisen die Initiative „Kein Patent auf Leben!“ und weitere Organisationen in einer gemeinsamen Pressemitteilung hin. Sie wollen Einspruch gegen die Patentierung einlegen.
Beide Firmen stammen aus den USA. Das Unternehmen Intrexon erhielt zwei Patente zugesprochen. Diese erstrecken sich auf mehrere Säugetiere, denen Insekten-Gene eingesetzt wurden. Sie sollen eine Veränderung der Arbeitsweise der Tierzellen ermöglichen – und letztlich, so befürchtet das patentkritische Bündnis, die gewinnbringende Vermarktung speziell angepasster Versuchstiere. Bei der Formulierung seiner Patentansprüche war Intrexon dabei nicht zimperlich. Der im Februar dieses Jahres bewilligte Antrag sieht als Erfindung einen gentechnisch veränderten „nicht-menschlichen Organismus“ vor, „wobei das Säugetier ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus einer Maus, einer Ratte, einem Kaninchen, einer Katze, einem Hund, einem Rind, einer Ziege, einem Schwein, einem Pferd, einem Schaf, einem Affen und einem Schimpansen.“
Dem zweiten Unternehmen, Altor BioScience, gewährte das Europäische Patentamt im Juni ein Patent auf „transgene Tiere mit humanisiertem Immunsystem“. Auch hier hatten die Antragssteller Erfolg mit ihrem Versuch, einen möglichst umfassenden Rechtsanspruch anerkannt zu bekommen. So erhielten sie das Patent auf die nach ihrem gentechnischen Verfahren geschaffenen Lebewesen, „wobei das Tier jegliches Tier ist, das transgen manipuliert werden kann.“ Die besonders Wichtigen ließ sich Altor BioScience jedoch noch ausdrücklich schützen, darunter neben Schimpansen auch Mäuse, Schweine, Ziegen und Zebrafische. Verwendung für solche Tiere, deren Immunsystem dem Menschlichen ähnelt, hätte das Unternehmen wohl: Es stellt Medikamente mit Antikörpern her. Diese werden bereits an Primaten getestet.
Eine Sprecherin der Initiative „Kein Patent auf Leben!“ äußerte scharfe Kritik an der für die Patentvergabe zuständigen Behörde: „Die jetzt erteilten Patente auf Menschenaffen weisen auf eine krasse Fehlentwicklung hin. Das Europäische Patentamt muss insbesondere zum Schutz von Säugetieren aktiv werden und die Patentierung von gentechnisch veränderten Versuchstieren einstellen“, so Ruth Tippe. „Die Tierversuche gerade im Bereich der Gentechnik nehmen in den letzten Jahren stark zu, und das Patentamt schafft hier noch zusätzliche kommerzielle Anreize.“
Auch Christoph Then vom Institut Testbiotech kritisierte das Patentamt und die Pharmaunternehmen: „Derartige Patente unterlaufen die Bemühungen für einen besseren Schutz von Menschenaffen. Es gibt gute Gründe, Tierversuche mit Schimpansen komplett zu verbieten. Wer aber Menschenaffen zu patentierbaren Erfindung macht, scheint jeden Respekt vor den Tieren verloren zu haben.“
Zusammen mit ihren Kollegen vom Gen-ethischen Netzwerk und der Gesellschaft für ökologische Forschung wollen "Kein Patent auf Leben!" und Testbiotech Beschwerde gegen die Patente einlegen. Sie schätzen, dass pro Jahr derzeit um die 100 Patente auf Tiere erlassen werden.