Bei einem Treffen im Juni dieses Jahres haben Vertreter der Gentechnik-Konzerne Monsanto, Syngenta, BASF und Bayer mit dem britischen Wissenschaftsminister David Willetts beraten, wie die Akzeptanz für ihre Gentechnik-Produkte in Europa vergrößert werden könnte. Dies belegen Dokumente, die gestern von den Organisationen GeneWatch UK und GM Freeze veröffentlicht wurden. Die Agrochemie-Industrie wünschte sich unter anderem, dass das Thema in den Lehrplänen öffentlicher Schulen verankert und mehr Steuergeld für die Erforschung der Gentechnik investiert wird.
Neben Minister Willetts nahmen auch der parlamentarische Unterstaatssekretär Lord Taylor und zwei Parlamentarier, die in relevanten Ausschüssen sitzen, an der Zusammenkunft teil. Außerdem waren Vertreter von Universitäten und des britischen Bauernverbandes anwesend. Sie durften sich auch die Meinung der Konzernmitarbeiter anhören, die Landwirtschaft des Vereinigten Königreichs sei zu kleingliedrig. Die hohe Zahl an kleinen Betrieben erschwere das Geschäft. Stattdessen wurde für eine verstärkte Zusammenarbeit der Regierung und der Industrie plädiert – und für eine Beeinflussung der EU-Politik.
Bei alledem durften sich die Gentechnik-Hersteller, aber auch ihre Gesprächspartner aus Politik und Wissenschaft, nach eigener Lesart durchaus als Förderer des Gemeinwohls sehen. Schließlich gebe es die Ablehnung der Gentechnik durch eine breite Mehrheit in Großbritannien und in anderen EU-Ländern in Wirklichkeit gar nicht, sondern nur „eine laute Minderheit“. Dabei hatten in einer Eurobarometer-Umfrage von 2010 fast die Hälfte der Briten angegeben, die Entwicklung von Gentechnik-Lebensmitteln solle nicht vorangetrieben werden. Dagegen war nur ein Viertel der Befragten der Meinung, dass Gentechnik der Umwelt keine Schäden zufüge.