Trotz Minusgraden demonstrierten heute drei Dutzend Menschen vor der mexikanischen Botschaft in Berlin: Sie forderten, auf den Anbau von Gentechnik-Mais im Mutterland des gelben Korns zu verzichten. Dem Botschafter wurde ein Protestbrief überreicht. Auch in Mexiko selbst wird heute gegen die Pläne der US-Konzerne Monsanto, DuPont-Pioneer und Dow demonstriert, auf einer immensen Fläche von über 2 Millionen Hektar gentechnisch veränderten Mais zu pflanzen.
Mit einem aufblasbaren Riesen-Maiskolben und bunten Schildern verliehen die Berliner Demonstranten – unter ihnen Studierende aus Mexiko – ihren Forderungen Nachdruck. „Unser Mais, unsere Lebensgrundlage, unsere Kultur – nicht Eure Profite!“, hieß es dort an die Adresse der Gentechnik-Hersteller. Für diese bedeutet die Durchsetzung von Gentechnik-Mais ein Riesengeschäft.
Kürzlich hatte ein Beamter des Landwirtschaftsministeriums mitgeteilt, die Entscheidung über die Zulassung des Gentech-Mais sei auf nächstes Frühjahr verschoben worden. Doch Umwelt- und Bauernorganisationen des Landes glauben, es könne dennoch vorher ein Beschluss fallen. Dabei wären die Folgen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt unberechenbar. „Das Gefährlichste ist, dass Mexiko Ursprungszentrum des Mais ist. Wenn der Mais dort kontaminiert ist, dann wird die Züchtung von gentechnikfreiem Mais unmöglich“, erläuterte Miriam Boyer von der Initiative Reclaim the Seeds. Auch Christof Potthof vom Gen-ethischen Netzwerk wies auf dieses Risiko hin. Und das, obwohl es „berechtigte Zweifel“ an der Sicherheit der Pflanzen gebe. Deshalb sei der Monsanto-Mais MON810 in sieben europäischen Ländern, darunter Deutschland, verboten.
In Mexiko würde Gentechnik-Mais aufgrund der mangelnden Rechtslage aber auf zahlreichen Tellern landen: „In Mexiko gibt es keine Kennzeichnungspflicht für transgenen Mais, der für die menschliche Ernährung bestimmt ist. Wir Mexikaner in den Städten sind also quasi gezwungen, zukünftig einen Mais zu essen, den wir für gefährlich halten“, so Boyer.
Auch die wirtschaftlichen Folgen für die zahlreichen Landwirte Mexikos wären drastisch. Auf den Riesen-Monokulturen der Gentechnik-Konzerne gäbe es für sie wohl kaum Arbeit. „Transgener Mais hat die Funktion, die Kleinbauern zu vertreiben“, glaubt Jürgen Holzapfel von der Kampagne für Saatgut-Souveränität. „Mit gentechnisch manipulierten Pflanzen versuchen die Saatgutkonzerne Nutzpflanzen zu patentieren und damit zu privatisieren. Sie wollen Bauern und Bäuerinnen ihrer traditionellen Sorten und ihrer Rechte daran berauben.“