Vor der Staatskanzlei in Hannover protestierten Greenpeace-Aktivisten heute gegen die Einrichtung von Gentechnik-Laboren an niedersächsischen Schulen. Einige davon gibt es bereits, mit 13 Millionen Euro aus dem öffentlichen Haushalt könnten dutzende weitere Labore entstehen. Doch aus Sicht von Greenpeace und anderen Organisationen geht es dabei nicht um neutrale Bildungsangebote, sondern um „Akzeptanzbeschaffung“ für die umstrittene Agro-Gentechnik. So verschenke die Landesregierung von David McAllister (CDU) „indirekt Millionen an die Gentechnik-Industrie.“
Eine Studie im Auftrag des „Bündnisses für Gentechnikfreie Landwirtschaft, Niedersachsen, Bremen, Hamburg“ hatte im Oktober festgestellt, die Begleitmaterialien zum Laborunterricht seien sehr einseitig: „Bis in die Sprache hinein erweisen sich die Materialien als suggestiv. Pro-Argumente werden häufig als Fakten dargestellt, contra-Argumente häufig lediglich als Möglichkeit“, schrieb der Umweltchemiker und Biologe Heribert Wefers. Auf diese Kritik am Projekt „HannoverGEN“ sei die Regierung bislang aber nicht eingegangen, bedauert David Petersen von Greenpeace Hannover. „Wir wollen eine klare Stellungnahme vor den Landtagswahlen“, sagte der Aktivist.
Ob es von Ministerpräsident McAllister dazu deutliche Worte geben wird, bleibt abzuwarten. Seine Staatskanzlei verweist an das Umweltministerium, dieses wiederum an das Landwirtschaftsministerium. Dort ist man sich „sehr sicher, dass keinerlei Beeinflussung von Schülern stattfinden kann“, erklärte ein Sprecher gegenüber dem Informationsdienst. Die endgültige Entscheidung über die Fortführung des Labor-Projekts falle ohnehin erst nach der anstehenden Landtagswahl. Sollte HannoverGEN zu "NiedersachsenGEN" erweitert werden, würde man die beteiligten Universitäten Oldenburg und Hannover beauftragen, die Begleitmaterialen noch mal zu überprüfen. Auch ein Fachbeirat solle dann gegründet werden. Dort könne man mit den Kritikern über die Ausgestaltung diskutieren. Ziel sei es, durch die Arbeit im Labor die „kritische Bewertungskompetenz der Schüler“ beim Thema Agro-Gentechnik zu fördern.
Der Landesschülerrat Niedersachsen sieht das Projekt dennoch skeptisch. „Wir sind nicht davon überzeugt, dass eine ausgewogene Darstellung möglich ist“, sagte der Vorsitzende, Kevin Knipping, dem Informationsdienst. Einige Schüler, die bereits an einem Laborunterricht teilgenommen haben, hätten berichtet, dass die Nachteile der Agro-Gentechnik zum Teil nicht beleuchtet worden seien.