Vor zwei Wochen kamen Vertreter der gentechnikfreien Regionen Brandenburgs mit Politikern zusammen. Sie berieten darüber, wie die Gentechnikfreiheit in dem Bundesland gestärkt werden könnte. Zu dem Treffen hatte Umweltministerin Anita Tack (Die Linke) nach Potsdam-Hermannswerder eingeladen.
Tack erklärte, das Bundesland solle „ein Vorreiter bei den Gentechnikfreien Regionen“ bleiben. Das war Brandenburg nicht immer: bis 2008 verhielt es sich sogar anders herum. Von allen Bundesländern wurden hier die größten Flächen mit gentechnisch veränderten Pflanzen bewirtschaftet. Erst 2009 endete das, nach 2010 wurden auch keine Freilandversuche zu wissenschaftlichen Zwecken mehr durchgeführt.
Natürlich hängt bei der Agro-Gentechnik vieles von der Gesetzgebung in EU und Bund ab. Darauf verwies auch Tack, die seit November 2009 im Amt ist. Man könne aber versuchen, „für Brandenburg akzeptable Kompromisse in einem umstrittenen Politikfeld zu finden“, so die Ministerin. Diese konstruktive Einstellung traf bei den Vertretern der gentechnikfreien Regionen auf Zustimmung. Dennoch könne das Land noch mehr tun. Ein Beitritt zum Netzwerk der Gentechnikfreien Regionen Europas wäre demnach sehr wünschenswert. Andere Bundesländer, darunter Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen, sind bereits Mitglied in dem Bündnis.
Volker Rottstock vertrat die Befürworter einer gentechnikfreien Landwirtschaft in Potsdam: „Gentechnisch veränderte Organismen breiten sich unkontrolliert aus, das heißt, auch wenn nur Wenige diese Technologie einsetzen, hätten viele Landwirte und Imker Probleme“, argumentierte er. „Deshalb erwarten wir von der Landesregierung eine konsequente Ablehnung der Agro-Gentechnik und eine finanzielle Unterstützung der Gentechnikfreien Regionen in Brandenburg.“
Dadurch könnten die Initiativen über ihre Arbeit informieren und Landwirte vor Ort zu beraten, hieß es in einer späteren Erklärung der Gentechnikfreien Regionen Brandenburgs. Zudem müsse die regionale Versorgung mit gentechnikfreien Futtermitteln gestärkt werden. Und auch kleine Schritte führten in die richtige Richtung: Beispielsweise könnten öffentliche Kantinen auf den Bezug von Lebensmitteln ohne Gentechnik achten.
Momentan haben sich 310 Landwirte in Brandenburg zu drei Regionen und vier Initiativen ohne Gentechnik zusammengeschlossen. Damit ist der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen auf 120.100 Hektar unerwünscht. Insgesamt haben in Deutschland über 30.000 Bauern auf 1,1 Millionen Hektar den Gentechnik-Anbau ausgeschlossen. Derzeit wird Gentechnik nirgendwo im Land kommerziell angebaut. Nur in Sachsen-Anhalt finden momentan Freilandversuche statt.