An der Universität Hohenheim wurde gestern über die Risikoforschung bei gentechnisch veränderten Pflanzen diskutiert. Mit dabei war auch der französische Wissenschaftler Gilles-Eric Séralini, der letzten Herbst mit einer Studie zur Sicherheit des Monsanto-Mais NK603 für Aufruhr gesorgt hatte. Auch in der gestrigen Debatte wurde diese Arbeit wieder kritisiert, Séralini erhielt aber Unterstützung von Fachkollegen.
Séralini hatte in der Studie ein höheres Krebsrisiko von Ratten, die mit dem transgenen Mais gefüttert wurden, festgestellt. Andere Wissenschaftler und die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA, die für die Risikoprüfung zuständig ist, kritisierten methodische Schwächen. Diese Vorwürfe wurden gestern von Klaus-Dieter Jany, dem früheren Leiter des Molekularbiologischen Zentrums an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe, erneuert. Séralini verteidigte hingegen seine Vorgehensweise. Die Pflanzenökologin Angelika Hilbeck von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich stärkte ihrem französischen Kollegen den Rücken. Die Tests der Gentechnik-Industrie, die die Grundlage für die Zulassung der Pflanzen bilden, seien von deutlich niedrigerem Niveau. „Warum werden die Monsanto-Studien nicht mit der gleichen Elle gemessen? Was ist der Standard?“, wird Hilbeck von der Stuttgarter Zeitung zitiert.
Zu Beginn der Veranstaltung ging der Rektor der Universität, Stephan Dabbert, außerdem auf Vorwürfe an die Adresse der Organisatoren ein. Die Hochschule war dafür kritisiert worden, dem Risikoforscher Séralini eine Plattform zu bieten. Er sehe die Universität jedoch „als ureigensten Ort der Redefreiheit und der Diskussion“ an, so Dabbert. „Beim Thema Grüne Gentechnik scheint eine rein wissenschaftliche Diskussion besonders schwierig zu führen, da verschiedene Ebenen der Debatte miteinander vermischt werden“, sagte der Rektor zuvor dem Pressedienst der Hochschule. „Neben der wissenschaftlichen Ebene gibt es eine Debatte auf der Regulierungsebene, der wirtschaftlichen Ebene und der politischen Ebene. Mein Wunsch wäre, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung an diesem Tag im Zentrum steht und zu einem Konsens führt, wie etwa eine Studie aussähe, die von Gegnern und Befürwortern der Gentechnik als wissenschaftlich haltbar angesehen wird.“ [dh]