Der Agrochemiekonzern Monsanto hat der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA offenbar mit einer Klage gedroht. Diese hatte im Januar Dokumente veröffentlicht, mit denen das US-Unternehmen die Zulassung eines gentechnisch veränderten Maises erreichen will. Die Behörde erhält nun selbst von Kritikern Rückendeckung.
Das Fachmedium Food Navigator berichtete am Freitag unter Berufung auf nicht näher benannte Quellen, Monsanto habe der EFSA einen Brief geschrieben und darin mit rechtlichen Schritten gedroht. Der Konzern ist über die Veröffentlichung von Daten seines Gentech-Maises NK603 verärgert. Über den Mais war im Herbst aufgrund einer Studie diskutiert worden, die Zweifel an der Gesundheit des Monsanto-Produkts verstärkte. Um Kritik an der Nähe von EFSA-Experten zu Lobbyverbänden der Industrie zu begegnen, startete die Behörde vor zwei Monaten eine Transparenzinitiative – und machte die Dokumente zu NK603 auf ihrer Website verfügbar.
Unterstützung für dieses Vorgehen bekommt die Behörde von Corinne Lepage. Die Europaabgeordnete der Liberalen gehört normalerweise zu den schärfsten Kritikern der EFSA, der immer wieder Interessenkonflikte und einseitige Risikobewertungen von Gentechnik-Pflanzen vorgeworfen werden. Monsanto versuche, die „Omerta“, die Geheimhaltung seiner Studien zu gentechnisch verändertem Mais, aufrecht zu erhalten, so Lepage gegenüber der Tageszeitung Le Monde. Das europäische Recht ermögliche aber die Veröffentlichung solcher Dokumente, die die Auswirkungen der Gentechnik auf Gesundheit und Umwelt aufzeigten. Die EFSA gehe damit „in die richtige Richtung.“
Auch die Gentechnik-Kritikerin Claire Robinson von GM Watch verteidigte das Zugänglichmachen der Monsanto-Dokumente. Der Konzern zeige durch seine Drohung, dass er „viel zu verstecken“ habe. „Jedes seriöse Unternehmen wäre stolz auf seine Produkte und offen bezüglich der Forschung, die der Entwicklung zugrunde liegen“, so die Britin. Sie ermunterte Wissenschaftler, die Daten herunter zu laden und kritisch zu überprüfen. [dh]