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Indische Wissenschaftlerin: „Gentechnik ist der falsche Ansatz“

Die Agro-Gentechnik kann die Probleme von Millionen Kleinbauern nicht lösen. Nach Ansicht der indischen Genetikerin Suman Sahai führen die High-Tech-Pflanzen der Konzerne „in eine Sackgasse“, da die Bedingungen vor Ort ignoriert würden. Der Anbau sei für die Landwirte riskant und teuer, erklärte die Forscherin und Gründerin der Organisation „Gene Campaign“ heute während einer Pressekonferenz in Berlin.

Gerade die Frage nach der Sicherheit transgener Pflanzen sei nicht ausreichend beantwortet, so Sahai, die für ihre Arbeit zahlreiche Preise erhalten hat. Es brauche viel höhere Investitionen in eine unabhängige Risikoprüfung, die es so zurzeit nicht gebe. Stattdessen mangele es an Transparenz in der Forschung, sagte Sahai auf der Veranstaltung des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Damit bezog sie sich nicht nur auf Indien. Auch die Lebensmittelbehörde der EU, die für die Bewertung gentechnisch veränderter Organismen verantwortlich ist, wird immer wieder wegen ihrer personellen Nähe zur Gentechnik-Industrie kritisiert.

Samai plädierte für traditionelle und „standortangepasste“ Anbaumethoden und Pflanzenarten. Nur diese könnten das Einkommen der Kleinbauern und ihrer Familien sichern. „Gentechnik ist der falsche Ansatz, um in den Ländern des Südens den Hunger zu besiegen“, so die Wissenschaftlerin. Den Grund für den weltweiten Erfolg der Risikotechnologie sieht Samai nicht in deren Qualität, sondern in der finanziellen Stärke der Agrochemie-Industrie.

Der grüne Bundestagsabgeordnete Harald Ebner teilt diese Einschätzung. Die Entwicklung einer transgenen Pflanzensorte koste circa 130 Millionen US-Dollar – ein Vielfaches der Aufwendungen für herkömmliche Zucht. Nur Konzerne könnten sich diese Investitionen leisten. Über Patente versuchten sie, ihre privatwirtschaftlichen Interessen abzusichern – auf Kosten der Landwirte. Auch in Europa werden nach wie vor Patente auf Pflanzen erteilt – für gentechnisch veränderte und konventionelle Pflanzen. Und das, obwohl das EU-Parlament wie der deutsche Bundestag Resolutionen gegen diese Praxis verabschiedet haben, wie Ebner erinnerte.

Die Argumentation der Gentechnik-Befürworter, die herbizidresistenten oder für Insekten giftigen Pflanzen erleichterten Bauern ihre Arbeit, ließ der BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein nicht gelten. Unkraut und Schädlinge könnten die Landwirte mit einfachen Mitteln in den Griff kriegen, wenn sie den Boden „vernünftig“ bearbeiteten und verschiedene Kulturpflanzen im Wechsel anbauten. Von dieser eigentlich selbstverständlichen Art des Landbaus hätten sich Viele allerdings verabschiedet. Die Gentechnik-Pflanzen „ermöglichen und befördern eine großflächige Monokulturlandwirtschaft, die mit wenigen Arbeitskräften und ohne Rücksicht auf Fruchtfolgen auskommt – und dabei den Einsatz von Pestiziden noch vergrößert“, so Löwenstein. In den USA, wo transgene Pflanzen seit Mitte der 1990er Jahre in großem Maßstab angebaut werden, haben die Landwirte verschiedenen Studien zufolge mit resistenten „Superunkräutern“ und ans Gift angepassten Insekten zu kämpfen. [dh]

+++UPDATE 16.04.13+++ Sahai ist seit Juni 2012 keine Privatdozentin der Universität Heidelberg mehr. Nach Aufforderung durch den Habilitationsausschluss, der eine Übernahme von Textteilen in der Einleitung ihrer Habilitationsschrift von 1986 feststellte, gab sie ihre Lehrbefugnis zurück, wie die Universität am 15.04.2013 auf ihrer Website mitteilte.

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