Der deutsche Bayer-Konzern versucht seit zehn Jahren, eine EU-Importzulassung für einen gentechnisch veränderten Reis zu erlangen. Zivilgesellschaftliche Gruppierungen fordern, auf die Nutzung der giftresistenten Pflanze zu verzichten. Sie werfen dem Unternehmen vor, die EU-Genehmigung als „Türöffner“ für den Anbau in Südamerika und Asien einsetzen zu wollen – denn auch dort ist man gegenüber dem Gentech-Reis skeptisch.
Um sich auf der Hauptversammlung einbringen zu können, hält die „Coordination gegen BAYER-Gefahren“ einige Aktien des Konzerns. Für die nächste Versammlung der Aktionäre im April hat der Verein einen Antrag eingebracht. Darin fordern die Kritiker, den Vorstand des Pestizid- und Saatgutherstellers nicht zu entlasten. Begründet wird dies unter anderem mit dem Gentechnik-Reis Liberty Link RICE 62. Der darf bislang noch nirgends angebaut werden – doch nach dem Willen des Bayer-Managements soll sich das ändern. Mit der Zulassung als Rohstoff für Futter- und Lebensmittel in der EU soll es auch mit dem Anbau in Südamerika und Asien klappen.
Dabei gilt das Spritzmittel Glufosinat, mit dem der Reis aufgrund der gentechnischen Veränderung systematisch behandelt werden kann, als hochgiftig. Das Bundesverbraucherschutzministerium hat es als reproduktionstoxisch eingestuft, also als schädlich für die Fortpflanzungsfähigkeit und für Kinder im Mutterleib. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren wirft dem Unternehmen vor, das Herbizid außerhalb Europas weiterhin zu verkaufen – und dieses Jahr sogar noch mehr davon zu produzieren. „Es ist unverantwortlich, im Ausland eine Anbautechnik zu forcieren, die mit der Verwendung eines hochgiftigen und bei uns verbotenen Pestizids verknüpft ist“, heißt es in dem für die Hauptversammlung eingereichten Antrag. „Das Schicksal der Landarbeiterinnen und Landarbeiter in Lateinamerika oder Asien ist dem Konzern augenscheinlich gleichgültig.“
Zusammen mit dem Gen-ethischen Netzwerk (GeN) haben die Kritiker einen Brief an Agrar- und Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) geschrieben. Diese müsse sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, die Zulassung des Gentechnik-Reis zu stoppen. Die Organisationen warnen neben den gesundheitlichen Folgen auch vor den Auswirkungen auf die Umwelt. „Es ist bekannt, dass der Anbau gentechnisch veränderter, herbizidtoleranter Pflanzen zu einem verstärkten Einsatz von Pestiziden führt. Die Verdrängung lokal angepasster Sorten führt zudem zu einer Verringerung des Gen-Pools, was langfristig zu Problemen bei der Bekämpfung von Reis-Krankheiten führen kann.“ Wildkräuter passten sich nach und nach an das Gift an – wodurch immer mehr und immer gefährlichere Spritzmittel eingesetzt würden. [dh]