Mehrere Landwirtschaftsverbände haben die Regierung in Kiel zu mehr Engagement für eine gentechnikfreie Nahrungsproduktion aufgefordert. Während eines Gesprächs mit Agrarminister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) drängten die Organisationen auf eine Beibehaltung der Gentechnik-Nulltoleranz bei Saatgut. Der Minister müsse sich auf EU-Ebene dafür einsetzen. Außerdem müsse er den Einsatz des Spritzmittels Glyphosat deutlich einschränken.
„Beim Saatgut halten wir eine lückenlose Kontrolle auf gentechnische Verunreinigungen insbesondere bei Mais für dringend notwendig, damit verunreinigtes Saat- und Pflanzgut erst gar nicht auf den Acker kommt“, forderte Andrea Kraus, Sprecherin des Bündnisses für ein gentechnikfreies Schleswig-Holstein. „Den Brüsseler Plänen bei Saatgut und Lebensmitteln die Nulltoleranz für nicht zugelassene GVO´s zu kippen, muss gerade auch von Seiten der Landesregierungen deutlich widersprochen werden.“ Um eine gentechnikfreie Fütterung sicherzustellen, schlug das Bündnis die Einrichtung von Beratungsstellen vor. Sie sollen über Alternativen zu importierter Gentech-Soja und den Anbau heimischer Eiweißpflanzen informieren. Wichtig sei auch, dass künftig die Verursacher von gentechnischen Verunreinigungen zur Kasse gebeten würden - und die Kosten nicht an den Landwirten hängen blieben.
Neben der europäischen Gentechnik-Politik sorgen sich die Verbände vor allem wegen des weit verbreiteten Einsatzes von Glyphosat. Zumindest in Kleingärten und öffentlichen Anlagen müsse die Chemikalie verboten werden, forderten die Vertreter von Bioland, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter und Landwege. Auch die Praxis, Getreide vor der Ernte mit dem Gift zu besprühen, um es leichter einbringen zu können, müsse gestoppt werden. Tatsächlich fand das Magazin Ökotest letztes Jahr in drei Viertel der deutschen Getreideprodukte Spuren von Glyphsat.
Schleswig-Holstein gehört zu den Gründungsmitgliedern des Europäischen Netzwerks gentechnikfreier Regionen. Nach einem Austritt 2005 wurde das nördlichste Bundesland nach dem Wahlsieg von SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband 2012 erneut Mitglied in dem Bündnis.