In der EU könnte bald eine neue Gentechnik-Pflanze zum Import zugelassen werden, die von Kritikern als „Giftcocktail“ bezeichnet wird. Es handelt sich um den Mais „SmartStax“ der US-Agrarkonzerne Monsanto und Dow. Er ist gegen zwei Spritzmittel resistent und produziert selbst mehrere Insektengifte. Für kommende Woche hat die Europäische Kommission das Thema auf die Tagesordnung des zuständigen Ausschusses gesetzt.
In den USA wird SmartStax bereits angebaut. Er ist mittels Gentechnik gegen die Ackergifte Glyphosat und Glufosinat resistent gemacht und sondert zusätzlich sechs verschiedene Insektizide ab – eines davon wurde komplett synthetisch im Labor hergestellt. Monsanto und Dow erhoffen sich davon ein Mittel gegen zunehmende Resistenzen von Wildkräutern und Insekten. Die Risiken, die von dieser Giftmischung für Umwelt und Verbraucher ausgehen, seien jedoch nie eingehend untersucht worden, kritisiert das Institut Testbiotech. Die Daten, die die Industrie dazu vorgelegt habe, erfüllten teilweise nicht einmal die wissenschaftlichen Mindeststandards.
Testbiotech hatte letztes Jahr darauf aufmerksam gemacht, dass SmartStax vermutlich schon ohne Erlaubnis in die EU gelangt sei. Mit herkömmlichen Gentests könne dieser Mais nicht von anderen Biotech-Sorten unterschieden werden, weshalb Kontrollen sehr schwierig seien. Den jetzigen Vorstoß der Kommission sieht das Institut daher als „indirekte Bestätigung dafür, dass [SmartStax] tatsächlich bereits illegal importiert wurde.“
Um dieses Problem zu umgehen, wolle die Kommission den umstrittenen Mais nun als Futter- und Lebensmittel zulassen. „Das ist ein gravierender Verstoß gegen die Interessen der Verbraucher“, kritisiert der Testbiotech-Experte Christoph Then. „EU-Kommissar Tonio Borg sollte sich Gedanken darüber machen, vor welchen Karren er sich da spannen lässt. Kurz nachdem Monsanto angekündigt hat, in der EU keine neuen Gentechnik-Pflanzen mehr zu vermarkten, sollen ausgerechnet jetzt diese Giftpflanzen zugelassen werden?“ Am 10. Juni wird im Ständigen Ausschuss für die Nahrungskette und Tiergesundheit über die Zulassung beraten. Dort sitzen die Vertreter aller EU-Staaten. Wenn sie sich nicht einigen können, hat die Kommission das letzte Wort. [dh]