Gentechnisch veränderte Soja wird systematisch mit dem Herbizid Glyphosat besprüht – die Pflanzen sind dagegen resistent, Unkräuter überleben die Giftdusche dagegen nicht. Ein Labor der Universität Buenos Aires hat nun Sojabohnen aus Argentinien auf Rückstände der Chemikalie untersucht. Bei sieben von elf Proben lag die Belastung über dem ohnehin hohen Grenzwert, bei manchen war sie sogar drei- bis fünfmal so hoch wie erlaubt. Soja aus Südamerika wird als Futtermittel für Tiere nach Europa und Asien exportiert.
Im April nahmen Gentechnik-Experten des Vereins Testbiotech aus München elf Proben von Sojafeldern in drei Bezirken der Provinz Salta in Nordargentinien. In dem Land wird fast ausschließlich gentechnisch veränderte Soja angebaut. Die Pflanzen von Agrarkonzernen wie Monsanto sind aufgrund der Genmanipulation tolerant gegenüber Spritzmitteln, die die Unternehmen ebenfalls verkaufen. Die Bohnen wurden von circa einem Dutzend Pflanzen pro Feld genommen. So wurden etwaige Ausnahmen bei einzelnen Pflanzen ausgeglichen.
Anschließend schickte Testbiotech die Proben an die Hauptstadtuniversität. Da deren Tests so überraschend hohe Pestizidrückstände zutage förderten, wurde später noch einmal geprüft – die Ergebnisse wurden dabei „im Wesentlichen bestätigt“. Sieben der elf Proben überschritten den von der Welternährungsorganisation FAO vorgeschlagenen Grenzwert von 20 Milligramm pro Kilogramm Soja, der auch in der EU gesetzlich festgeschrieben ist. Der höchste Wert lag bei fast 100 Milligramm.
Laut Testbiotech gibt nur wenige Untersuchungen zur Pestizidbelastung von Gentechnik-Soja aus Südamerika. „Angesichts der hohen Rückstandsmengen haben wir uns dazu entschlossen, die Ergebnisse dieses Pilotprojektes zu veröffentlichen. Die auf diesen Feldern gespritzten Mengen an Glyphosat scheinen extrem hoch zu sein. Wir befürchten Schäden für Mensch und Umwelt“, erklärte der Veterinärmediziner Christoph Then. Vermutlich würden die Sojapflanzen in Argentinien so massiv mit Glyphosat besprüht, weil Unkräuter ebenfalls Resistenzen entwickelt haben. Der Versuch der Landwirte, diesen Wildpflanzen Herr zu werden, schlägt sich demnach in den hohen Rückständen in den Bohnen nieder.
Testbiotech hält den Grenzwert von 20 Milligramm Glyphosatrückstand pro Kilogramm Soja ohnehin für zu hoch. Für andere Herbizide gelte in der EU meist 0,1 Milligramm, also wesentlich weniger. Diese Ausnahme werde von offizieller Seite „meist damit begründet, dass Glyphosat als wenig giftig angesehen wird – eine Annahme, die allerdings derzeit äußerst kontrovers
diskutiert wird.“ Testbiotech verweist neben Zweifeln am Wirkstoff selbst auch auf oftmals beigemischte Zusätze wie POE-Tallowamine. Diese erhöhten die Wirksamkeit des Herbizids, aber auch die Giftigkeit. Die Organisation fordert deshalb häufigere Kontrollen auf dem Acker. [dh]